Ich hol kurz etwas aus: Vor einigen Wochen schrieb ich diesen kleinen Post zu dem Thema Zeitschleifen in Videospielen, anhand zweier Beispiele die unterschiedlicher nicht hätten sein können - Deathloop und 12 Minutes. Damit war das Thema an sich für mich abgeschlossen, wenn der Google/YouTube Algorithmus nicht anderer Meinung gewesen wäre. Vor ein paar Wochen wurde mir dann dieses Video von Jacob Geller in die die Recommend Section von YouTube geworfen.
Ich schaute es an und bemerkte (stolz) dass Jacob und Ich hier teils zu den selben Schlüssen gekommen sind, wenn auch seine Worte etwas besser waren. Und am Ende ging er aber noch auf eine dritte Geschichte ein. Through the Flash, eine Kurzgeschichte die auch in einer Zeirtschleife spielt, von der er sehr begeistert schien. Das hat mich neugierig gemacht, habe natürlich nachgeschaut worum es geht ist und bin auf diese Kurzgeschichtensammlung namens Friday Black von Nana Kwame Adjei-Brenjah gestoßen.
Friday Black ist eine Anthologie, und davon bin ich bekanntlich eher nicht so Fan [1], zumindest in Buchform. Wenn ich die Stories alle zusammenfassen müsste, kommt am ehesten der Vergleich mit der Serie Black Mirror, nur mit starken Fokus auf gesellschaftliche Probleme. Und vorab: Es ist teils in seinen beschriebenen Worten und Taten sehr intensiv, vielleicht nicht für jeden geeignet. An manchen Stellen wäre sogar eine Content Warning ganz sinnvoll gewesen.
Das Buch hatte einige Highlights. Wie zum Beispiel die Eröffnungsgeschichte Finkelstein 5, in der es um den Gerichtsprozess eines Mannes geht der mit einer Kettensäge fünf schwarze Jugendliche "aus Notwehr" enthauptet hat, sowie die Auswirkungen nach seinem Freispruch. In eine ähnliche Kerbe schlägt Zimmer Land, in der Menschen dafür zahlen in einer Simulation eben solche Notwehrsituationen zu erleben.
Mit den Stories In Retail, How to Sell a Jacket As Told By IceKing sowie der titelgebenen Friday Black Kurzgeschichte geht es ganz tief in den Bereich Konsumkritik, Raubtiermentalität am Arbeitsmarkt sowie einen Black Friday Verkauf der Menschenleben kostet.
Und auch hervorzuheben ist The Era - eine Nachkriegswelt in der eine Gesellschaft auf Basis von Egoismus, schonungsloser Ehrlichkeit und sehr viel Aufputschmittel besteht. Eine Welt in der fast jeder Mensch ein A********h ist.
Und dann noch die eingangserwähnte Through the Flash Geschichte. Ich verstehe schon warum Geller diese Geschichte noch einmal als Beispiel herangezogen hat, diese Geschichte war unglaublich gut und intensiv. Sie ist eindeutig das Highlight dieses Buches und alleine deswegen schon das ganze Buch wert. Ich bin mir sicher dass ich in 10 Jahren, wenn ich an dieses Buch nochmal denken sollte, ganz sicher zuerst einige Bilder aus dieser Story einfallen werden. Wow.
Und da ist auch schon ein bisschen das Problem, ein Problem dass ich generell mit vielen Kurzgeschichten-Sammlungen habe. Wenn das Setting und Handlung gut ist, würde ich gerne mehr davon haben. Und dazu: Viele Geschichten fühlen sich nicht auserzählt an, scheinen ein ganz bisschen - wirklich nur einen Tick - zu früh zu enden. Es fehlt immer etwas.
Tatsächlich habe ich öfter gedacht dass sich dieses Buch wie eine Sammlung von Pitches anfühlt. Als würde der Autor hier Ideen testen, sehen wollen welche davon er weiter ausarbeitet. Dieses Buch hat soviele Ansätze, aus vielen davon kann man einen eigenen spannenden Roman machen.
Schlussendlich: Friday Black ist eine Sammlung mit sehr vielen guten - und einigen wenigen schlechten Ideen [2]. Und mit Through the Flash hat es dazu auch noch ein Highlight, dass jeder gelesen haben sollte.