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"I, I will be king. And you, you will be queen. Though nothing will drive them away. We can beat them, just for one day. We can be Heroes, just for one day."

Leviathan Falls - James S.A. Corey

Eine kleine Ära geht zu Ende. Ich habe heute die letzte Seite des letztens Buches der Expanse Reihe gelesen. Warum es keine großen Überraschungen gab und wieso ich das gut findet, dass erkläre ich jetzt.

Leviathan Falls - James S.A. Corey. Eine genauere Analyse des Hintergrunds könnte eventuell zu der Schlussfolgerung führen, dass ich mir eine gewisse Jubiläumsausgabe des ersten Bandes zugelegt habe, auch auf die Gefahr hin dass sie halt einfach nur ganz gut im Regal aussieht und auf ihres unpraktikablen Formats nie gelesen wird. Das kann ich jetzt weder dementieren noch bestätigen.

Worum geht es nochmal?

Ich gehe mal nicht auf die Handlung ein. Um einen guten Abriss zu liefern, müsste ich jetzt die acht vorherigen Bücher zusammenfassen und selbst das sehe ich ein bisschen als Spoiler an. Deswegen nur die Grundsituation als Auffrischung:

The Expanse behandelt die Ausbreitung der Menschheit in unseren Sonnensystem. Die Menschen leben auf einer übervölkerten Erde, sowie auf dem stark-militärisch organisierten Mars. Und im Asteroidengürtel, dessen Bewohner:innen der ständige Spielball der beiden großen planetaren Mächte sind. Dies alleine ist ein Pulverfass - und wird nicht besser als das mysteriöse Protomolekül auftaucht und alles verändert.
In allen Büchern verfolgen wir die Crew des Raumschiffs Roccinante, geführt von dem stark impulsiv-idealistischen Kapitän James Holden, sowie seiner Crew, die sich aus Bewohnern der Erde, Mars und Gürtel zusammensetzt.

Man könnte dem Autor [1] sagen, dass The Expanse etwas formelhaft und unorganisch wirkt. Oder dass es in seinen 9 Bänden unglaublich konsistent ist. Jeder Band besteht aus ca 50 Kapiteln, mit jeweils 10 Seiten. Die Kapitel behandelt immer eine Sichtweise der Roccinante (mindestens Holden, aber auch andere Teile der Besatzung), einen Blickwinkel einer externen Figur, sowie auch dem Antagonisten eines jeden Buches.

Auch kann man - jedenfalls mache ich es - alle Bücher in jeweils Paaren zusammenwerfen. So behandeln Buch 1 und 2 als Hauptthema (und in eigenständigen Geschichten, teils liegen Jahre zwischen den Geschehnissen) das mysteriöse Protomolekül, Band 3 und 4 dann wieder ein anderes Thema.
Aber Moment - dies ist das neunte und letzte Buch - wie passt es in die Reihe? Ganz einfach. Es ist die direkte Fortsetzung aller vorherigen Bücher und beendet den großen Handlungsbogen der Expanse.

Ein gelungener Abschluss

Grundsätzlich ist es erstaunlich dass die Reihe, abseits eines Ausreissers mit Band 4, qualitativ konsistent eine Menge Spass gemacht hat. Ich hatte sogar ein bisschen die Befürchtung dass das Ende enttäuscht und retroaktiv die ganze Reihe mit runterreisst - etwas was ich schon bei Serien wie Lost oder Game of Thrones[2] oder Spielen wie Mass Effect erlebt habe. Aber das Ende passt stilistisch zum Rest der Reihe und macht aus meiner Sicht durchaus Sinn. Auch kam es mir nicht so vor als wäre irgendwas übereilt zuende gebracht worden. Und bin sogar mit der Charakterentwicklung der einzelnen Figuren sehr zufrieden.

Ok, jetzt habe ich nur Punkte aufgezählt die sagen was nicht vermasselt wurde. Aber hat das Buch jetzt noch irgendwas richtig gut gemacht? Mich noch richtig überrascht? Initial schrieb ich schon, dass die Reihe aus meiner Sicht nach einer gewissen Formel abläuft, es immer einen gewissen erwartbaren Rahmen gibt. Und dieser Rahmen wurde auch in Leviathan Falls nicht gesprengt, d.h. dass es aus meiner Sicht jetzt keine großartigen Überraschungen gab. Tief in seiner Essenz ist The Expanse immer noch Hard Science Fiction, auch wenn es sich im Laufe der Reihe sehr stark in Richtung Space Opera entwickelt hat, gibt es trotzdem keine Deus Ex Machina Momente oder unglaubliche Zufälle. Man kann das jetzt als Vorteil, aber auch als Nachteil sehen, für mich definitiv ein Vorteil.

Die Cover sind übrigens auch meist ein Highlight für mich. Genauer die Illustationen von Daniel Dociu. Schade bloss dass diese durch diverse Testimonials optisch wie ein Klatschblatt wirken.

Vergleich zur Serie

Kurzer Exkurs: Vorkurzem wurde die finale sechste Staffel der TV Serie veröffentlicht. Hierbei handelt es sich aber nicht um dieses Buch, sondern um Buch 6 Babylon Ashes. Warum beschlossen wurde die Serie hier zu beenden, kann nur spekuliert werden. Vielleicht nicht die erwarteten Zuschauerzahlen, vielleicht ist der 30 Jahre Timeskip zwischen Buch 6 und 7 einfach zu umständlich um die Schauspieler die nächsten 3 Staffeln künstlich zu altern.

Jedenfalls - wer wissen will wie es nach der TV Serie weitergeht, ich glaube man kann direkt mit den Büchern ab Band 7 weiterlesen, da die Serie immer noch sehr nah an der Vorlage ist. In der Tat fällt mir nur ein dass in den Büchern oft Jahre zwischen den Geschichten liegen, in der Serie diese oft direkt im Anschluss der vorherigen Story, teils sogar parallel erzählt werden. Auch ist Alex in den Büchern am Leben, der wurde aus anderen (aber aus meiner Sicht sehr gerechtfertigten) Gründen aus der Serie herausgeschrieben.

Fazit zum Buch und zur Reihe

Ich beziehe mich mal auf die Reihe, da niemand einfach so mit dem letzten Band anfängt. Hoffe ich zumindest. Also: Sollte man The Expanse als Science Fiction Fan lesen? Ja. Definitiv. Und sollte man The Expanse generell lesen? JA. DEFINITIV.

Als ich das erste Buch damals angefangen habe, habe ich die ersten 6 Bücher am Stück gelesen. In knapp einem Monat. Und bis zu diesem Zeitpunkt war ich kaum in dem Thema Science Fiction involviert. Für mich war The Expanse eine Gateway Droge.

Übrigens: Die Serie ist noch nicht ganz vorbei. Die beiden Autoren haben zwischen den Büchern immer kleine Novellen und Kurzgeschichten aus dem Expanse Universum veröffentlicht und diese werden jetzt noch einmal in einem Buch unter den Namen Memorys Legion veröffentlichen.


  1. Oder den beiden Autoren, denn hinter James S.A. Corey verbergen sich eigentlich die beiden Autoren Daniel Abrahams und Ty Franck ↩︎

  2. Die beste Zusammenfassung was damals alles bei GoT schief gelaufen ist, gibt es vermutlich hier in Pitch Meeting Form. ↩︎