flore.nz

Ein Untertitel, der mich treffend beschreibt. Unbedingt vor Livegang austauschen

Upgrade - Blake Crouch

Habe mich ja ein bisschen auf das neue Buch von Blake Crouch gefreut. Seine Wayward Pines Bücher waren unterhaltsam und seine beiden letzten Bücher Dark Matter und Recursion gehörten für mich zu den abgefahrensten Büchern die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Vielleicht war genau deswegen meine Erwartungshaltung vielleicht zu hoch. Vielleicht ist das neueste Buch von ihm halt auch einfach nicht so gut.

Upgrade - Frontcover

Crouch geht nie ganz neue Wege. Dark Matter handelt von Paralleldimensionen und Recursion von Zeitreisen. Nicht sehr kreativ und eigentlich auch eher die gängigsten SciFi Tropes. Aber was die beiden Bücher so gut gemacht hat, dass Crouch etwas weiter gedacht und Implikationen - die die beiden Themen mitbringen - direkt mit in die Story einarbeitet und insbesondere bei Recursion sich am Ende alle Teile wie bei ein Puzzle zusammenfügen.

Bei Upgrade versucht der Autor jetzt dasselbe, scheitert aber aus meiner Sicht. Und das aus mehreren Gründen:

Hinweis: Die Fussnoten in den kommenden Abschnitten sind VOLLER kleiner und mittlerer Spoiler. Manche Dinge sind so abstrus, ich MUSS darauf eingehen. Seit gewarnt.

Zum einen kommt mir zuviel "bekannt" vor. Es gab, insbesondere im ersten der drei Teile mehrere Stellen die nicht nur unoriginell waren, sondern teils einfach nur von bekannten Filmen und Serien geklaut inspiriert übernommen wurden (Spoilerbeispiele aus den ersten 100 Seiten in den Fussnoten, Kurzfassung: "Simpsons did it before" in Reinform) [1] [2]. Und noch weitere Dinge. Zuviele Dinge.

Upgrade - Backcover - Wisst ihr noch als man noch die die Rahmenhandlung auf die Rückseite geschrieben hat?

Dann gab es noch Plotholes. Soviel davon. [3] [4] [5] [6] [7] [8] - und das war nur eine kleine Auswahl. Grundsätzlich stellte sich mir die Frage wieso Protagonist und Antagonist nicht einfach aus den Überwachungsstaat geflohen sind um woanders in Ruhe und ohne Stress den Plan umzusetzen? Ich versteh ja dass es schwer ist sich in unglaublich intelligente, fast gottgleich allwissende Wesen, die mehr lebende Computer als menschlich sind, hineinzuversetzen, aber hatte bei sovielen Handlungspunkten die "Warum? Das macht doch so keinen Sinn, wieso nicht ...." Frage im Kopf. Kaum zu glauben dass dies der gleiche Autor wie bei Recursion ist.

Und dann noch die eigentliche Geschichte an sich. Die grundlegende Ausgangssituation ist ok. Im Gegensatz zu seinen anderen Büçhern die einen mehr oder weniger in unserer Zeit spielenden Zeitrahmen haben, spielt die Geschichte in naher Zukunft oder in einer alternativen Zeitlinie. Insbesondere im ersten Teil gibt noch eine kleines Lore und Worldbuilding um die geheimnisvolle Mutter. Ein Geheimnis dass im Laufe der ersten 100 Seiten schön aufgelöst wird. Mal was anderes, aber passt schon. Bloss fehlen die "Blake Crouch" Momente. Die großen Twists. Die WTF Momente. All das. Nur wenige Stunden nach dem Beenden des Buches hab ich versucht mich an das Ende zu erinnern und musste da schon sehr lange nachdenken, einfach weil es generisch wirkte.

Um jetzt auch mal was gutes zum Buch zu schreiben. Es war nie langweilig. Immer passierte was und allgemein sehr kurzweilig. Und auch schnell durch. Quasi Popcornkino in Buchform, man darf nur nicht soviel darüber nachdenken [9] Aber die Dinge die die Vorgänger Bücher des Autors groß gemacht haben fehlten einfach komplett. Leider.


  1. SPOILER: Im ersten einzig relevanten Matrix Film gibt es diese Szene in der Neo in seinem Bürokubus eine Nachricht bekommt dass er gleich verhaftet wird und muss aus dem Büro entkommen. Passiert im Buch in ähnlicher Form. Sicherlich gab es solche Szenen auch in anderen Filmen/Serien/Bücher aber das im Buch beschriebene erinnerte mich schon sehr stark genau daran, lies nur den weissen Hasen fehlen ↩︎

  2. SPOILER: Erinnert sich wer an die Simpsonsfolge in der Homer Nachrichten von seiner totgeglaubten Mutter in der Zeitung entdeckt, der Spur folgt und feststellt dass diese noch lebt? Dies findet sich fast 1:1 im Buch. Inklusive Autounfall. No Joke. ↩︎

  3. SPOILER: Wieso wurde der Protagonist so umständlich infiziert, wenn es offensichtlich eine bessere Möglichkeit gibt. Für diesen Plan musste ein Mann festgenommen und wurde vermutlich nach Ausübung gefoltert. Komplett unnötig. ↩︎

  4. SPOILER: Generell ergibt es auch keinen Sinn dass die Mutter dem Behördenchef ein Video zukommen lies um ihn Angst zu machen. ↩︎

  5. SPOILER: Und wer hat denn die Infizierungsbombe gezündet? Es gab ja eine Kamera die sicherstellen soll dass der Protagonist auch im Raum ist. ↩︎

  6. SPOILER: Der Endplan alle Leute auf der Welt zu upgraden um die drohende Klima Apokalypse aufzuhalten scheitert doch schon daran, dass ein Upgrade Mensch viel mehr Nahrung benötigt als ein normaler Mensch und scheinbar gibt es jetzt schon Probleme in der weltweiten Nahrungsversorgung. Das hätte doch mal irgendwann einen der Hirnis auffallen müssen. ↩︎

  7. SPOILER: Am Ende, kann der Protagonist fast jede Situation voraussehen. Weiss wann wer lügt und plant kilometerweit in Voraus. Aber nur wenn es gerade passt. ↩︎

  8. SPOILER zum Ende: Wieso hat die genauso schlaue Schwester eigentlich keinen Backup Plan? ↩︎

  9. Ich kann die "Hirn aus" Philosophie übrigens nie verstehen. Ab dem Moment wo etwas unlogisch wird, bin ich meistens raus. Und ich zähle auch Countdowns in Filmen parallel mit runter. ↩︎