Das Buch erzählt die Geschichte aus der Perspektive der fast achtjährigen Elsa, die von ihrer chaotischen Oma - welche zeitgleich auch Superheldin, Märchenerzählerin und Elsas beste Freundin ist - auf eine Schatzjagd quer durch das Mehrparteienhaus geschickt wird. Dabei trifft sie auf echte und falsche Monster, neue Freunde, ordnungsliebende Nachbarn und andere Geheimnisse.
Als ich Oma lässt grüßen und sagt es tut ihr leid anfing, war ich mir bewusst dass dieses Buch kein leichtes Erbe antreten wird. Backman's Debut Ein Mann namens Ove war noch sehr frisch in meinem Gedächtnis und auf kurz oder lang wird es sich damit messen müssen. Und trotz der sehr hohen Messlatte wurde ich nicht enttäuscht.
Die Geschichte ist spannend. Liest sich der Klappentext wie ein Feelgood Buch für Kinder, stehen im Kontrast zu einer parallel aufgebauten Märchenwelt, harte Geschichten aus unserer Zeit und Wendungen die ich in keiner Weise habe kommen sehen. Achterbahnfahrt.
Wenn ich meckern müsste, fallen mir zwei Dinge ein: 1. Elsa ist ein Siebenjähriges Mädchen, verhält sich aber in keiner Weise wie eins, wirkt in der Erzählung eher wie eine naive Erwachsene.
Und 2. Und dass hat mich etwas sauer gemacht: Elsa trifft am Anfang auf einen Hund und füttert den Hund mit Schokolade. NIEMALS EINEN HUND SCHOKOLADE GEBEN. NIEMALS! Ich weiss nicht was Backman damit sagen wollte, vielleicht ist es eine Metapher die ich nicht verstanden habe, vielleicht kennt sich der Autor einfach nicht mit Hunden aus, aber das fand ich SEHR fahrlässig.
Abgesehen davon: Es war großartig und Backman wird gerade zu meinen Lieblingsautor. Der spirituelle Nachfolger Britt-Marie war hier steht bereits im Regal.
Stell dir vor du hast ein interstellares Imperium auf Basis einer fragilen Infrastruktur magischer Weltraum-Autobahnen und eines oligarchischen Monopols Markts aufgebaut und dann bricht alles zusammen. Bummer. Das ist die Ausgangsposition in der Interdependency Reihe von Everybodys-SciFi-Darling John Scalzi.
Da ich hier generell noch nie über die Interdepency Reihe geschrieben habe, kann ich dass jetzt eigentlich auch generell tun, den die Reihe ist nicht wirklich "Drei Bücher" im selben Universum, sondern eine zusammenhängende Geschichte die in drei Teile aufgesplittet wurde. Vielleicht ist es sogar besser die Reihe am Stück zu lesen, in einem Buch.
Im Gegensatz zu Scalzi's Old Man's War Reihe, die stark an Heinlein's Starship Trooper Reihe erinnert, ist Interdependency eher ein Game of Thrones im Weltall [1], Worldbuilding und Fokus auf Politik und Intrigen. Und leider auch nicht so clever, denn jedes Buch hat grob denselben Aufbau. Böse Menschen planen Intrigen, die Guten haben am Ende eine einfache effektive Maßnahme aus dem Hut gezaubert, mit einer Prise Deus Ex Machina. Space Opera halt.
Und Generell haben die Protagonisten ziemlich viel Plotarmor, scheinen fast immer alles unter Kontrolle zu haben, sehen Situationen vorher und auch hatte ich nie das Gefühl als würde eine akute Gefahr bestehen.
Aber das ist erstmal nicht so schlimm - die Stärke liegt eindeutig in den Figuren - auch wenn diese nicht wirklich stark aus ihrer Schwarz/Weiss Zeichnung ausbrechen. Die weiblichen Hauptfiguren Kiva und Cardenia machen Spass und Marce ist auch am existieren (mehr aber auch nicht).
Das dritte Buch war, trotz der Schwächen die ich hier generell aufgeführt habe, ein runder Abschluss der Trilogie. Ich wäre generell an einer Fortführung in irgendeiner Form interessiert.
Wenn es um Scalzi geht, würde ich Old Man's War[2] immer noch vorziehen, aber direkt danach könnte Interdependency stehen, vorallem wenn man jetzt nicht wirklich Science Fiction Fan ist. Schade bloss dass mit dem etwas durchschnittlichen StoryArc, etwas mutlosen Wendungen viel Potential verschenkt wurde.
Würde der Reihe irgendwas zwischen 3 und 4 Sterne geben.
Und: Der SciFi Anteil ist eigentlich komplett optional und lässt sich auf folgendes zusammenbrechen: "Raumschiffe: Existieren" [3]
Allerdings mit einer weniger interessanten Geschichte - welche ich vermutlich in einem Jahr komplett vergessen habe ↩︎
Lest die Bücher, nicht nur die besten Scalzi Bücher, sondern vermutlich das beste SciFi der letzten zwei Dekaden ↩︎
Und wo wir schon bei "Raumschiffen" sind - eine Anmerkung zu den Covern. Diese lassen auf epische Raumschlachten und Spacefights mit viel PewPew schliessen. Dem ist wirklich nicht so. Ich kann sogar keine der abgebildeten Szenen auf irgendeine Situaion in der Geschichte mappen. ↩︎
Eigentlich habe ich extra einen Posttype für meine aktuellen Dauerrotationen angelegt, aber irgendwie bin ich damit jetzt doch nicht mehr glücklich. Auch wenn ich flexibel Songs aus meiner Dauerrotation reinwerfen konnte, mag ich vermutlich gesammelte Posts lieber. Und ausserdem kann ich so auch andere Dinge abseits von Musik hier reinwerfen. YouTube Videos, Tweets, was auch immmer kommt.
Weswegen ich wohl zu traditionellen Posts über meine aktuelle Heavy Rotation wechseln werde. Rückwirkend - meine Songs aus April.
Betterov - Viertel vor Irgendwas
Irgendwas Irgendwas Post Punk / Indie Pop in Deutsch - aber auch ohne Genrelabel, großartiger Song.
Moby bringt im Mai sein Reprise Album raus, vorab gibt es jetzt eine neue Version von "Porcelain", für mich überraschend scheinbar der beliebteste Moby Song. Konnte ich bei der alten Version bedingt nachvollziehen, finde ich diese hier gerade unglaublich gut.
The East Flatbush Project feat. Payday - A Madman's Dream
Immer wenn ich denke dass der Song durch ist und ich ihn genug gehört habe, geht doch noch einmal mehr. Wird vermutlich am Jahresende sehr weit oben auf meiner Top 10 Liste landen.
Bill Callahan, lange Zeit als Smog unterwegs, macht so eine Art LoFi Folk Singer Songwriter Kram, und das schon seit sehr langer Zeit. Sagt zumindest Wikipedia. Das ganze Album "Sometimes I wish we wer an eagle" ist großartig und es war schwierig jetzt nur einen Song rauszupicken. Und da es noch eine ganze Diskographie zu entdecken gibt, bin ich sehr gespannt wann ich mir ein Bill Callahan T-Shirt kaufe.
Mark Kozelek ist ... keine Ahnung, hat aber gefühlt 400 Alben auf Spotify. Und Jimmy LaValle ist... weiss auch nicht. Beide kannte ich nicht bis sie mir am Montag in meine Discover Weekly gespült worden sind. Kozeleks Stimme auf elektronischen Synthklängen wirkt aber irgendwie beruhigend. Und der Songtext ist zumindest interessant und lässt Raum für Interpretation.
Black Pumas, wieder eine Band die komplett an mir vorbeigegangen. Und "Colors" ist wirklich ein Highlight des Albums. Und das soll was heissen - auf der "Expanded Deluxe" Edition befindet sich noch eine Coverversion von Death's "Politicians in my eyes" (einer meiner All-time Favorites) und Tracy Chapman's "Fast Car" - in einer Version die mir fast noch besser gefällt als das Original.
Auch an diesem Wochenende beendet - Hans Rosling's Factfulness. Einer der Bücher sich vor allem in Pandemiezeiten und der täglichen Bombardierung mit schlechten Nachrichten lohnen.
Gleich zu Beginn wird man mit einem Test begrüsst, 11 Fragen, verschiedene Themen wie z.B. wieviele Mädchen weltweit eine grundlegende Schulbildung genießen, wie hoch die Kindersterblichkeit weltweit ist, etc. Am Ende kann man 13 Punkte holen. Ich bekam 2. Und dass ist auch der weltweite Durchschnitt und der Grund warum dieses Buch eine Existenzberechtigung hat. Oder um es mit Roslings eigenen Vergleich zu sagen: Ein Haufen Schimpansen hätte der zufällig Bananen auf die richtigen Antworten verteilt hätte, hätte statistisch gesehen besser abgeschnitten als der Großteil der Menschen.
Factfulness ist eine realistischer Blick auf die Welt. Rosling zeigt wie man Nachrichten und Informationen lesen sollte, Denkfallen vermeidet und alles in Relation setzen kann. Und im Endeffekt kommt raus, dass die Welt nicht so schlimm ist, wie wir sie sehen und sich viele Dinge im letzten Jahrhundert gebessert haben. Ausser der Klimawandel - dass war ein sicherer Punkt - der ist durchaus real. Leider.
Für ein Non-Fiction Buch hat es sich ganz gut gelesen, fand aber einige der Beispiele etwas an den Haare herbeigezogen und einige Herangehensweisen waren etwas zu offensichtlich als dass sie so oft wiederholt werden müssten. Dennoch, ein wichtiges Buch, vielleicht das genau richtige Buch nach einem Jahr wie 2020 und 2021.
Eines der Dinge die ich in den Wohnungen andere Menschen mag, ist, das Inspizieren des Bücherregals. Nicht nur dass man dabei viel über eine Person lernen kann [1], sondern auch ob es nicht eine Inspiration für einen selbst gibt. Eine gute Buchempfehlung, von jemanden den man kennt, wiegt für mich mehr als ein roter "Spiegel Bestseller" Aufkleber. Und da gibt es einige Bücher die halt immer wieder auftauchen. "Extrem laut und unglaublich nah" von Jonathan Safran Foer ist so ein Kandidat [2], "Hitchhikers Guide to the Galaxy" vermutlich auch. Und halt tschick von Wolfgang Herrndorf.
Vor zwei Wochen kaufte ich es mir mit dem Gedanken dass "es so schlecht ja nicht sein kann, so oft wie ich es bereits gesehen habe" und "einen Film hat es ja schliesslich auch schon gegeben" [3]. Und heute morgen, unklar womit ich den Tag beginnen sollte, habe ich das Buch genommen und angefangen die Geschichte von Maik und seinen russischen Mitschüler Tschickk zu lesen, die sich aufmachten in einem geklauten Lada in die Walachei zu fahren.
Ca. 4h später las ich dann die letzte Seite und dachte "das war schön. Richtig schön". Das ist zum einen beeindruckend weil ich nicht weiss wann ich zum letzten Mal ein Buch von vorne bis hinten am Stück gelesen habe [4] und zum anderen aber auch nicht überraschend wenn man mit einer Nostalgie-Brille eines 37jährigen Mannes auf die Geschichte - erzählt aus der Perspektiven eines 14jährigen Jungen - blickt und sich genau so einen Roadtrip damals auch gewünscht hätte.
Einmal mit dem anderen Jungen, dessen Umgang mir meine Eltern vermutlich verboten hätten, auch ein Auto besorgen, einen Roadtrip durch Deutschland machen und irgendwie interessante Leute treffen. Unglaublich viele interessante Leute [5]. Subjektivität ist also bei meiner Meinung nicht gegeben. Und Filme/Bücher über Roadtrips und dem Begegnen anderer interessanter Menschen mag ich auch. David Lynch's The Straight Story zum Beispiel. Oder Im Juli von Fatih Akin. Oder Into The Wild.
Auf der Buchrückseite steht eine Kritik dass man noch in 50 Jahren dieses Buch lesen wird. Ich weiss nicht ob ich das so unterschreiben würde. Es ist kein "Der Fänger im Roggen", aber es war sicher eins: Unterhaltsam! Und dass fanden sicher auch all' die Leute die dieses Buch im Regal stehen hatten.
Ein Regal ist als Reliquienaltar zu sehen. Wir stellen dort Dinge hin die uns gefallen und uns Freude bereitet haben oder es immer noch tun. Bilder, Pflanzen - und eben auch Bücher - die Art von Büchern die nicht in Schublade verschwinden oder im nächsten Bücherschrank oder "Zu Verschenken" Korb landen ↩︎
In der Tat steht dieses Buch auch in meinen Regal, obwohl ich mich nicht erinnern kann es jemals gelesen zu haben oder mich auch am Entferntesten an seine Herkunft zu erinnere. Aber vielleicht ist dass ja bei jedem so, vielleicht hat sich ein Verlag einfach mal entschieden dieses Buch wahllos nachts in fremden Bücherregalen zu verteilen ↩︎
Wobei ein vorhandener Film wirklich kein Qualitätsmerkmal ist. ↩︎
Vermutlich war es "Das Parfüm" von Patrick Süsskind. Womit ich nicht sagen will dass es auf einer Stufe mit diesem Buch steht. ↩︎
An einer Stelle besagt das Buch es selbst, die Chance nicht auf eine einzige schlechte Person zu treffen ist durchaus gering. Der Narrative wegen hab ich dies aber schon vorher einfach so akzeptiert. ↩︎
Aals ich zum ersten Maal ... _nein, stop, so fangen wir erst garnicht erst an, nochmal auf Anfang. Als ich zum ersten Mal von diesem Buch gehört habe, wollte ich es nicht so wirklich glauben. Ein Buch, welches sich mit Aalen beschäftigt, hochgelobt von der Presse, keine Fiktion oder Belletristik. Ein Buch über Aale. Wie kann das sein? Und jetzt, nach dem Lesen, versteh ich es. Das Evangelium der Aale ist ein großartiges Buch. Und nicht nur wegen der Aale.
Vorab, ich habe keinerlei Vorinteresse am Thema "Aal" oder "Angeln" oder irgendwas was nur entfernt mit Fisch zu tun hat. Und dennoch hat mich das Buch von Seite 1 gefesselt.
Zum einen - ja - es geht um Aale. Herkunft, Metamorphose, Entwicklung, Geschichte. Und allein dass ist unglaublich spannend. Nein, wirklich, der Aal ist weit entfernt davon ein langweiliger Fisch zu sein [1]. Svensson schafft es Aristoteles und Sigmund Freud in diesem Buch unterzubringen. Ebenso wie Penisneid und der Frage was uns zum Menschen macht, was uns von Tieren unterscheidet und dem Sinn des Lebens [2].
Zwischendurch fragt man sich gelegentlich, was das ganze noch mit Aalen zu tun hat und dann kommt der Bogen zurück und man ist dem Fisch wieder etwas näher gekommen [3].
Und dann gibt es da noch diese persönlichen Kapitel, die Zeit in dem der Autor von der gemeinsamen Zeit mit seinem Vater erzählt. Wie sie Aale angeln gingen, sich vor dem örtlichen Angelverein versteckten, Reusen und andere Angeltechniken lernten und Nachts schweigend am Fluss saßen. In diesem Moment wird das Buch - nochmal: Ein Buch über Aale - super persönlich.
Vermutlich das beste Non-Fiktion Buch was ich in letzter Zeit gelesen haben und definitiv das beste über Aale.
Umso trauriger dass er vom Aussterben bedroht ist ↩︎
Auf letzteres gibt es leider keine Antwort, aber ehrlich, kurz dachte ich daran dass ich sie hier erfahren würde ↩︎
Im Buch wird öfter Rachel Carson erwähnt, eine Autorin von Silent Spring, welche scheinbar sachliche Themen sehr gut mit Prosa vermischte, ohne irgendwie unwissenschaftlich zu sein. Vermutlich eine Inspiration für dieses Buch ↩︎
Vielleicht erinnert sich noch jemand an den Film Cube. In diesem Film ging es um eine Gruppe an Personen, die sich in einem Konstrukt aus diversen, würfelförmigen Räumen wiederfinden, jede mit eigenen Todesfallen. Nach einem seltsamen zweiten Teil namens Hypercube, folgte im Jahr 2004 ein sehr billig produzierter dritter Teil namens Cube Zero. Dieser spielt zeitlich vor den anderen Teilen und konzentriert sich größtenteils auf die Personen die den Cube, und die Insassen überwachen.
Trotz starken Low Budget Look, hat mir Cube Zero irgendwie gefallen [1]. Ein weiterer Film, der wieder eine Gruppe von Leuten zeigt, die wieder auf unnötig komplizierte Art und Weise zu Schaschlik verarbeitet werden hätte es nicht gebraucht. Und nachdem der zweite Teil das Mysterium des Sinns des Cubes auf höchst langweilige Art und Weise aufgeklärt hat [2], war der Ansatz auf die Personen hinter dem Kubus, hinter dem Experiment, einzugehen eigentlich eine ganz gute Idee.
Achtung: Ab jetzt kann es zu kleinen Spoilern für den ersten Teil, Wool, kommen.
Wieso rede ich jetzt über Cube, wenn es hier doch um den zweiten Teil von Hugh Howey's "Silo" Reihe geht? Weil Shift denselben Weg geht. Es ist ein Prequel und erzählt die Geschichte des Silos, wieso es diese gibt, wer sie gebaut hat, was mit der Welt passiert ist. Und es gibt einen Perspektivwechsel, ähnlich zu Cube Zero. Wir sehen - zumindest teilweise - hinter die Kulissen der Silos, die Sicht der Aufpasser, der Wärter, der Beobachter (einfach passende Beschreibung raussuchen, eins davon wird wohl stimmen.).
Und tatsäçhlich ist es Howey gelungen den Grund der Siloexistenz auf fast nachvollziehbare Art und Weise darzustellen.
Alles in allem hat mir der zweite Teil viel besser gefallen als Teil 1 - dem ich alles in allem eher bei 3.5 / 5 gesehen habe [3]. Shift war flüssig zu lesen, die Charaktere waren nachvollziehbar. Die 570 Seiten waren schnell durchgeblättert. Der Abstand zwischen Teil 2 und 3 wird vermutlich kürzer sein als zwischen 1 und 2. Stabile 4.5/5.
Auch wenn er alles dafür getan hat, mir genau dies schwer zu machen. Softpornooptik, hölzerne Schauspieler, ein Antagonist aus einem Comicbuch, etc ↩︎
Spoiler: Dies ist der Grund wieso ich Hypercube nicht mag. Teil 1 war "sie benutzen den Cube, weil es ihn gibt". Teil Zwei dann - "Ne, Militärexperimente oder so, who cares". ↩︎
Ja, Dinge in Kommazahlen bewerten ist seltsam. Vermutlich werde ich demnächst entweder auf 10 Punkte oder ein einfache "Daumen hoch/runter" Prinzip wechseln ↩︎
Das war er, der vierte Teil der Murderbot Diaries - eine Serie die ich vor allem deswegen abgefeiert habe weil sie a) Murderbot Diaries heisst und b) Murderbot eigentlich seinen Job als SecUnit eher "als nervig aber muss gemacht werden" ansieht, eigentlich aber nur den ganzen Tag in Ruhe seine Serie gucken will. Da kann ich, und scheinbar auch viele Rezipienten auf Goodreads nur sagen: "Kenn ich".
Dieser Teil - der gleichzeitig auch der letzte Teil der als Novelle/Kurzroman erschienen ist - war schonmal besser als Teil 3. Das lag daran dass die allgemeine Heldenreise nun zu einem Schluss kommt und dieser Teil nicht als Füller wirkt. Wir treffen wieder auf Figuren aus dem ersten Band und beenden mehr oder weniger den Storybogen. Auch ist es dieses mal kein "Murderbot trifft auf eine austauschbare Gruppe von Menschen, beschützt sie vor irgendwas", sondern eher ein "Murderbot trifft auf eine Gruppe etwas besser ausgearbeiteter, austauschbarer Figuren und rettet Sie vor irgendwas, was dieses mal aber Bezug zur Story hat und irgendwie wichtiger erscheinen ist".
Alles in allem war der Abschluss in Ordnung, aber als Serie wurde hier viel Potential nicht ausgeschöpft - qualitativ mit einer Netflix Produktion vergleichbar, die man beginnt, aber im Mittelteil auch mal einfach sein Smartphone rausholt und rumsurft und was anderes macht, da es sich nirgendwohin zu entwickeln scheint..
Die Geschichte geht zwar jetzt in einer richtigen Romanreihe weiter, bin mir aber noch nicht sicher ob es weiter verfolge. Im Bereich SciFi gibt es vermutlich besseres.
Vor einigen Wochen suchte ich ein Buch dass man auch "zu Zweit" lesen konnte. Vorlesen, Mitlesen, Diskutieren, etc. Kurz darauf sah ich dieses Video von Merphy Napier und einen Tag und eine epidemiebedingte Click-and-Collect Bestellung in einer örtlichen Buchhandlung [1] später hielt ich es in meinen Händen. Aufgrund von "Is' halt so" fiel der ursprüngliche Grund des Kaufes allerdings aus, aber das hat mich nicht davon aufgehalten dieses Buch zu lesen. Und: Was soll ich sagen - es war großartig.
Es hätte 6 Sterne verdient, weil ich sonst nie mehr guten Gewissens etwas ein 5-Sterne Rating geben könnte.
Dieses Buch ist jetzt kein Geheimtipp: Das Buch war der Durchbruch für Backman, die Fachpresse hat sich weltweit überschlagen. Die gleichnamige Verfilmung gehört zu den erfolgreichsten Filmen Schwedens und eine Hollywood Adaption mit Tom Hanks ist wohl auch in Arbeit.
Um die Ausgangssituation zu beschreiben - es geht um einen Mann namens Ove (wow), dessen Charakter für mich eine Mischung aus Clint Eastwood's Protagonist in Gran Torino und Dr Sheldon Cooper ist und in einer Reihenhaus Siedlung in Schweden lebt. Mehr will ich nicht sagen, sollte ich aber noch eine Contentwarnung für das Thema "Selbstmord" aussprechen.
Ich will garnicht großartig auf die Geschichte eingehen. Empfehle sogar - sofern möglich - nichts über das Buch zu lesen und den Klappentext zu ignorieren und es einfach auf sich zukommen zu lassen. So hab ich das Buch mehr oder weniger konsumiert und wurde an manchen Stellen stark überrascht wohin die Geschichte sich entwickelt.
Das erste Viertel fand ich nur ganz unterhaltsam. Einfache Vorstellen der Figuren und des Settings - unspektakulär aber unterhaltsam, Teile der Geschichte kamen mir aus dem bereits erwähnten Gran Torino bekannt vor. Und dann, nachdem die wichtigsten Figuren und Eigenschaften etabliert waren, passierte es: Ich habe noch nie bei einem Buch soviel lachen müssen - nur um dann ein paar Seiten, manchmal auch nur Zeilen - später mit Tränen* zu kämpfen. Manchmal auch gleichzeitig. Und dass ist keine Übertreibung, so starke emotionale Emotionen hat kein Buch zuvor bei mir ausgelöst.
Tragödie und Komödie, so gut vereint, gepaart mit herzerwärmenden Charakteren. Wie gesagt: 5+1 Sterne
Ich denke Amazon hat schon genug an mir verdient, weswegen ich diesen Laden gerade Stück für Stück aus meinem Leben verbanne. Späte Einsicht, aber vielleicht nicht zu spät ↩︎
Als ich ca 10 oder 11 Jahre alt war, habe ich zu Weihnachten das Buch "Brennen muss Salem" von Stephen King bekommen. Natürlich kannte ich den Namen Stephen King, war er doch der Autor all' dieser Filme die ich alle nie sehen durfte. Und der deutsche Titel Brennen muss Salem zusammen mit der Erwähnung von Vampiren im Klappentext. Das Versprach (meinen prä-pubertierenden Ich) doch schon eine brachiale Action [1]. Oh Boy, lag ich da falsch. Was ich bekam war die Beschreibung einer amerikanischen Kleinstadt in den 70ern, die halt zufällig ein Vampirproblem hatte. Die tauchen (zumindest in meiner Erinnerung) auch nicht vor der Mitte auf. Wichtiger war die Geschichte des Milchmanns, die Probleme des Priesters oder die Vorgeschichte des Marston Hauses.
Am zweiten Weihnachtstag hatte ich das Buch (immerhin knapp 600 Seiten) dann auch direkt durch, und ich erinnere mich, dass ich es in den folgenden Jahren noch mindestens zwei weitere Male gelesen habe.
In den folgenden Jahren habe ich noch viele weitere King Bücher gelesen. Viele davon waren durchwachsen bis hin zu "grober Unfug", aber trotzdem, eines kann King. Kleinstädte und Gemeinschaften zum Leben zu erwecken [2].
Irgendwann wurde der Name Stephen King ein Meme, ein Autor der nicht für höchstgradig komplexe Geschichten bekannt wurde, in einer Liga mit Dan Brown. Man wird meist unterhalten, aber irgendwie kommt es einen wie ein Guilty Pleasure vor, nichts womit auf Partys flexen konnte. Ich selber bin dann schlussendlich auch aus King herausgewachsen. Ich las noch die Dark Tower Bücher, aber danach hatte ich auch einfach keine Lust mehr.
Ok, gut, das war meine Vorgeschichte zu Steven King [3] - und kommen wir nun zu dem aktuellen Buch. Der Anschlag - oder 11-22-63 wie es im Original heisst. Ein 1000 Seiten dickes Buch und ein ganz schöner Klotz in der Hand.
Grob umrissen geht es um den Lehrer Jake [4] der ein Portal in das Jahr 1959 findet und die Aufgabe bekommt die Vergangenheit zu verändern - in dem er den Anschlag auf den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy verhindert.
Da das Portal - wie erwähnt - allerdings ins Jahr 1959 führt, der Anschlag aber erst vier Jahre später stattfindet ist der Protagonist nun gezwungen die Zeit in der Vergangenheit zu leben. Zusammen mit einem Back to the Future Sport Almanach macht er sich also auf um die Welt der 60er zu erkunden.
Nun was soll ich sagen - das Buch stand lange bei mir im Regal. Wie ich erwähnte hatte ich Vorurteile gegen King und es gab noch soviele andere Bücher. Als dieses Buch nun aber immer wieder in diversen Blogs und Videokolumnen erwähnt wird, musste ich es aber dann schlussendlich doch lesen - und was soll ich sagen - es hat Spass gemacht. Zum einen weil ich Zeitreisefilme/geschichten/bücher mag und King ein halbwegs funktionierendes, aber nicht überspezifisches Zeitreise Regelwerk nutzt (was genug Fragen offen lässt um weiter drüber nachzudenken) und weil wieder eine Gruppendynamik beschrieben wird. Da die Schauplätze immer wieder wechseln fallen die beschriebenen Personen durchaus kleiner aus, aber zum Ende hin kann ich sagen dass alle wichtigen Figuren ausgearbeitet waren.
Nur, und dass ist ein subjektives Nur - der Mittelteil [5] hat sich an manchen Stellen etwas gezogen:
(Achtung: Minimale Spoiler) Sicherlich ist für einen amerikanischen Leser die überdetaillierte Beschreibung des Attentäters inklusive Minutenprotokoll spannender als für einen europäische Leser. Es gab mehrere Abschnitte in den einfach nicht viel passiert. In der Tat fand ich fast den ganzen Observations-Teil mit Oswald so spannend wie Frühstücksfernsehen und die Geschichte nahm immer erst wieder Fahrt auf wenn es sich nicht um genau diesen drehte. Alles in allem hätte dieses Buch vermutlich nicht 1000 Seiten lang sein müssen, vermutlich hätten ein Fünftel des Buches auch fehlen können, es wäre immer noch eine gute Geschichte gewesen. Vielleicht sogar noch etwas besser.
Im Endeffekt - ich hatte viel Spass mit dem Lesen. Kurzweilig, halbwegs clever, genau dass was man von einem Dan Brown Stephen King erwartet und irgendwo in meiner Top 5 aller Stephen King Bücher [6]. Ich würde mich sogar trauen dieses Buch in der Öffentlichkeit zu lesen - und dass soll was heißen.
hatte ich doch gerade erst From Dusk Till Dawn gesehen. Vampire waren awesome! Im Gegensatz zu heute wo diese nur noch etwas funkeln wenn sie zuhause in der Sonne stehen ↩︎
Sei es die Stadt Salem's Lot, die grüne Meile, der Supermarkt im Nebel. Ich würde sogar behaupten, dass King ein ganz guter Autor ist... solange er keine "Horror" Bücher schreibt. Aber da sind andere Leute vermutlich anderer Meinung. ↩︎
War sie nötig um diesen Text zu lesen? Nein. Ganz sicher nicht, aber gibt diesem Text doch einen persönlichen Touch, nicht? ↩︎
Neben Kleinstädten ist das auch so ein Stephen King Trope - der Protagonist ist oft ein Intellektueller, King projiziert sich oft scheinbar selber in seine Figuren ↩︎
Das Wort Mittelteil bei 1000+ Seiten hat natürlich ein anderes Gewicht. Genauer war es eher der mittlere mittlere mittlere Teil. ↩︎
Ungeranked sind die anderen Bücher das eingangs erwähnte Salem's Lot, Frühling Sommer Herbst und Tod (Kurzgeschichten Sammlung, welche u.a. Shawshank Redemption enthält, The Stand (wird vermutlich dazu bald mal einen Re-Read geben) und The Green Mile. Und auch erwähnenswert: Die Kurzgeschichte Der Nebel (enthalten in der Kurzgeschichtensammlung Blut (Skeleton Crew), vielleicht sein einzig gutes Horrorbuch. ↩︎