flore.nz

Ein Untertitel, der mich treffend beschreibt. Unbedingt vor Livegang austauschen

photo_2021-07-08 16.23.44.jpeg

The Catcher in the Rye (auf deutsch: Der Fänger im Roggen) ist wieder so ein Buch von dem fast jeder irgendwie schonmal gehört hat. Ohne nachzuschauen fallen mir folgende Dinge ein, ohne nachzuschlagen:

  • Der Attentäter John Lennons hatte angeblich während der Tat dieses Buch dabei und sagte auch dass dieses Buch ihn dazu gebracht hat.
  • JD Salinger hat nur dieses eine Buch geschrieben und es verkauft sich bis heute. Ausserdem hat er jegliche Filmrechte und Adaptionen bis heute untersagt.
  • In den USA bis zuletzt wegen Worten und Inhalt kontrovers diskutiert, hat es das Buch auf diverse Blacklists der Schuleinrichtungen geschafft.
  • Es gab eine South Park Folge in der ein Buch mit diversen Geschmacklosigkeiten geschrieben wurde und genau dieselbe Veröffentlichungsgeschichte durchmacht wie dieses Buch.
  • Und noch ein paar Dinge mehr.

Falls ihr jetzt, so wie ich, dachtet: "Hey, das Buch sollte man bestimmt mal gelesen haben" - braucht ihr nicht, ich hab es für euch getan. Hier die Zusammenfassung damit ihr eure Freunde beeindrucken könnt, offensichtlich voller Spoiler: [1] [2]

Meine Zwischenfazit war:

Etwas phony, etwas corny, auch ein bisschen anstrengend. Vor allem der Protagonist. Es werden oft Dinge wiederholt. Es ist so phony und corny. Und wiederholend. Und anstrengend. Der Protagonist auch. - Ich, auf Twitter

Salinger hat sich scheinbar richtig in die Rolle reinversetzt: Der Protagonist Holden Caulfield ist furchtbar anstrengend, hat eine begrenzten Wortschatz (kann sein dass er es an einer Stelle sogar selbst sagt) und zeigt auf jeder Seite seinen misanthropisches Verhalten. Und 15 (?) jährige Misanthropen mit begrenzten Wortschatz sind jetzt nicht gerade Leute die ich gerne auf eine Tour durch New York begleite. Gegen Ende wird das Buch nochmal interessant, z.B. die Stelle die den Buchtitel erklärt, eine Begegnung mit einem Zuhälter oder das Treffen mit einem alten Lehrer, was wirklich seltsam endet und wirklich mal ein "Was passiert da gerade" in mir hervorruft. Aber das wars dann auch mit den guten Stellen.

Trotz 200 Seiten hat sich das Buch, abgesehen von einigen wenigen Lichtblicken wo es doch mal ganz spannend wurde, gezogen wie Kaugummi. Die Story hat bestimmt mehrere Ebenen [3] und die Charaktere sind bestimmt alle tolle Reflektionen des Amerikas der 50er, ... aber bringt mir halt alles nichts, wenn der Protagonist mich einfach nervt. Mit jedem Wort.

Jetzt ist es raus. Ich bin ein Kulturbanause. Bitte von Hatemail absehen, ich kann nichts dafür. Bin nicht phony genug.

Update (16.7.2021): Heute ist auf Spiegel ein sehr schöner Artikel über Salinger, sein Leben und den Einfluss der dieser Roman auf die Welt hatte. Gerne lesen wer sich für die Figur interessiert - spannender als das Buch ist er allemal.


  1. Spoiler: Die Geschichte handelt von Holden, der in den 50er Jahren gerade dabei ist von seiner Schule zu fliegen, was er aber nicht schlimm findet weil er dort sowieso niemanden mag. Irgendwann prügelt er sich mit seinen Zimmernachbarn und fährt nach New York um dort auch alle doof zu finden. Ausnahmslos. Wenn er jemanden mag, dann macht er meistens was dummes und findet die Person dann doch wieder doof. Zum Schluss findet er mal jemanden nicht kacke und geht zum Therapeuten. Ende. ↩︎

  2. Falls ihr damit wirklich eure Freunde beindrucken konntet, solltet ihr euch übrigens neue Freunde suchen. ↩︎

  3. ...über die Jahre hineininterpretiert bekommen. Der Wikipedia Eintrag zu dem Buch ist eine Goldgrube ↩︎

“We should forgive our enemies, but not before they are hanged.”

Mit diesem Zitat von Heinrich Heine beginnt der zweite Teil von Joe Abercrombie's First Law Reihe, erklärt dadurch den Titel und setzt die Stimmung die einem in dieser (Dark?) Fantasie Geschichte erwartet. Brachiale Gewalt, Reisen durch seltsame Länder, Intrigen, Verschwörungen, ... . Dieses Buch hat alles. Und es war toll.

Before They Are Hanged - Joe Abercrombie (The First Law #2)

War "The Blade Itself" für mich eher ein Setup für das Worldbuilding, welches eher nur lose eine zusammenhängende Geschichte erzählt und erst sehr spät anfing seine Stärken auszuspielen, macht der zweite Teil sehr viel richtig. Die Figuren sind alle inzwischen in den Köpfen etabliert und können sich weiterentwickeln. Das Worldbuilding wird weiter voran getrieben und es macht mehr und mehr Spass etwas über "The Circle of the World" zu erfahren. Wie ist die Welt entstanden, Schöpfungsmythologie, alte zerfallene Reiche und Konflikte, es gibt eine eigene Heldensage - ähnlich dem Olymp oder Asgard. Spannend.

The Circle of the World - Map by Adam Whitehead

Und ja - es ist brutal. Abercrombie beschreibt Folter- und Kriegsszenen so, dass man manchmal einfach weggucken will. Es gibt immer wieder Gewaltausbrüche, aber so gut beschrieben dass man ein Gefühl von Ekel und Faszination erlebt. Definitiv nichts für schwache Nerven. Wobei die meisten dieser Szenen von den Charakteren zumindest nicht unreflektiert behandelt werden. Es gibt innere Konflikte und Verarbeitungen über das geschehene und die Gewalt scheint nicht NUR der Gewalt wegen im Buch zu sein, tragen zur Figurenentwicklung bei.

Auch interessant, in diesem, als auch im letzten Buch geht es im weitesten Sinne um Konflikte zwischen Imperien und Königreichen, aber nicht einmal kommt ein solcher Herrscher als Figur vor, es wird über diese gesprochen, was sie machen, was sie tun, aber das ganze Narrative ist komplett auf den unteren Ebenen. Und hier passiert viel: Wie ich schrieb, Band 1 war eher ein Setup, in diesem Teil konnten sich Figuren entwickeln. Glaubwürdig entwickeln, vielleicht nicht immer komplett unvorhersehbar, aber trotzdem überraschen. Die Figur des Inquisitors Glotka ist hier vermutlich am besten gezeichnet, eine gemeinere, ruchlosere Version eines Tyrion Lannisters aus Game of Thrones.

Ich habe in meinem Leben noch nicht viel Fantasy gelesen. Ich kenne die Herr der Ringe Bücher, sah Game of Thrones, und sonst war ich vermutlich eher im Videospielbereich mit dem Genre in Kontakt. Mir fehlen also ein bisschen die Vergleichsmöglichkeiten, aber was ich bisher zu der "First Law" Saga* sagen kann ist: Es macht verdammt viel Spass und ich freu mich auf Band 3!

24.06.2021

LiedGut III

Es ist Juni und es gibt neue Favorites. Der letzte Monat war scheinbar größtenteils von Hip Hop geprägt. Auch interessant: Gleich zwei Bands mit Blechblasinstrumenten, die trotzdem unterschiedlicher nicht sein könnten. Und zwei Songs die zumindest im Songtitel das Wort "Stadt" haben.

Photo by Uwe Conrad on Unsplash

Photo by Uwe Conrad

Vizediktator - Stadt aus Gold

Ich weiss nicht worum es in diesem Song genau geht, aber jedenfalls wird manchen Leuten der Tod gewünscht. Mit einem catchy Refrain. Hab' direkt die Platte geordert.

Genre:
Auf Spotify Auf YouTube

Moop Mama - Stadt die immer schläft

Bleiben wir in der Stadt - mit Moop Mama. Alternative Hip Hop Band, arbeiten ohne Samples, dafür mit einem Orchester Blechblasinstrumenten. Klingt ziemlich cool und dieser Track ist unglaublich chillig. Am besten hören bei einem nächtlichen Spaziergang durch die Stadt eurer Wahl.

Genre:
Auf Spotify Auf YouTube

Manfred Krug - Wenn's draußen grün wird

Ich hörte diesen Song und musste da nochmal auf den Interpreten gucken. Ist dieser fröhliche Postpop - der sich seltsam modern anhört - wirklich von Manfred "Auf Achse" Krug gesungen worden? Wow. Ich meine ... Wow. Das Ding fetzt.
Und wenn wir schon über Manfred reden - am besten auch mal in seine Deutsch Interpretation (sowas hat man scheinbar damals gemacht) von "House of the Rising Sun" reinhören. Nicht dass sie besonders einfallsreich wäre - nein: Weil das Schlagzeug in der zweiten Hälfte sich so Trip Hop'ig anhören, dass man denken könnte das Portishead sich hier bedienen könnte.

Danke an Rxtxr für den Tip.

Genre:
Auf Spotify Auf YouTube

Dillon - Contact Us

Dillon. Scheinbar relativ bekannt, tauchte diese Dame erst in meinem Spotify Wochenmix auf. Hatte letztens wohl auch Beef mit Lena "Larv oh larv" Meyer-Landrut. Der Songtext ist ziemlich abstrakt, aber ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte dass es darum geht dass jemand jemand anderen kontaktieren soll. Oder so.

Genre:
Auf Spotify Auf YouTube

Slug (of Atmosphere) - Not Another Day

Wenn es um Conscious Rap (oder Alternative Hip Hop) geht, komm - zumindest ich - nicht um Atmosphere vorbei. Wunderbare Texte, Ohrwurmbeats, Atmosphere ist schon eine Klasse für sich. Hier eine Liveaufnahme von "Not Another Day", aufgenommen in 2008, in einer Acoustic Version, gesungen von einem langhaarigen Slug. Wunderschöne Atmosphäre (Pun not intended) und zeigt dass Slug auch ein ganz passabler Rapper ist. Und unglaublich sympathisch.

Genre:
Auf YouTube

Handsome Boy Modeling School, Róisín Murphy, J-Live - The Truth

Vor ein paar Monaten kennengelernt und vermutlich einer meiner Top Plays in 2021. Hinter Handsome Boy Modeling School verbergen sich Prince Paul und Dan the Automator und insbesondere Dan's Handschrift ist deutlich zu hören. Es hat vermutlich den Weg den Dan The Automator bzw. sein Pseudonym Nathaniel Merriweather mit dem spirtuellen Nachfolgeprojekt "Lovage: Music to make Love To Your Old Lady By" geht deutlich geprägt. Die Stimmung die durch Moloko Frontfrau Róisín Murphy transportiert wird, passt perfekt und Galt MacDermot "Coffee Cold" Sample ist so unglaublich passend. [1] Und dann kann ich jetzt auch noch auf die Drums eingehen, genauer die Snare, ich wusste bis dato nicht dass eine Snare so viel Spass machen kann. Checkt auch gleich das DrumSample!

Falls es noch nicht bemerkt wurde - dieser Track ist großartig und sollte von jedem gehört werden.


  1. Apropros - dasselbe Sample wurde von Blumio vor vielen vielen Jahren in seinem Track "Hey Mr. Nazi" benutzt und man merkt einen deutlichen Unterschied in der Verwendung. Bei Blumio ist es fast unpassend, bei HMS kommt es mir vor als wäre es genau für diesen Track geschrieben worden. ↩︎

Genre:
Auf Spotify Auf YouTube Alle Plattformen

David Axelrod - Holy Thursday

Wo wir schon von Drum Samples reden: Letztens mal wieder Zeit mit dem MPC verbracht und auf der Suche nach guten Drum Samples auf diesen Track gestoßen. Zum einen beeindruckend wieviel Sample Potential dieser Track hat - schaut man bei WhoSampled sieht man dass das auch viele andere so sehen. Und dann ist der Track einfach auch für sich gut. Chillige Drumbreaks, minimaler Melodieeinsatz, der Kopf wackelt von alleine.

Genre:
Auf Spotify Auf YouTube

Brass Against - Nobody Speak / Bullet in your Head

Brass Against - ein Blechblasinstrument Orchester mit Vorliebe für Protestsongs Coverversionen, insbesondere von Rage Against the Machine hat hier ein Mashup von RATM's "Know your Enemy" und DJ Shadows / Run The Jewels "Nobody Speak" abgeliefert. Wow.

Hier habe ich übrigens eine Playlist mit allen Brass Against Songs, sowie deren Originalen gebastelt.

Genre:
Auf Spotify Auf YouTube

Alle Songs finden sich auch in meiner Spotify Playlist.

Als ich vor ein paar Wochen "Project Hail Mary" kaufte, nutzte ich auch diesen lange nicht mehr erlebten Moment des "In einer Buchhandlung sein" und habe mich noch etwas umgeguckt. Frei nach dem Motto "Einzelhandel erleben" (tm) - einfach mal ein Buch kaufen wo man keine Goodreads Punktzahl oder Vorabinformationen hat. Irgendwann fiel dann der Blick auf Sweet Dreams* von Frank Goosen.

Warum auch nicht - tolles Cover. Und jeder weiss: Man soll IMMER ein Buch nach seinem Cover beurteilen.

Sweet Dreams von Frank Goosen

Laut Tagline auf dem Cover ist "Sweet Dreams" ein "Rücksturz in die 80er". Eine Sammlung von Erinnerungen aus der Kindheit/Jugend des Autors - im Zeitraum von 1980-1989. Ein Zeitraum mit dem ich als '83er Jahrgang jetzt eigentlich nicht viel anfangen konnte [1], aber viele erwähnte Dingen haben ein "Achja, das gabs ja auch" hervorgerufen. Und eigentlich ist auch genau das die Grundidee des Buchs: Namedropping. Unglaublich viel Namedropping. Unglaubl;ich Unglaublich Unglaublich viel Namedropping.

Initial hat sich Goosen noch Mühe gegeben die Epoche in die Geschichte einzubauen. So gab z.B. lange Dialoge über Paul McCartney, die ich durchaus interessant fand. Mit fortschreitender Seitenanzahl werden aber jegliche Geschichten einfach mit Musik, Filmen, Dingen aus den 80ern dekoriert. Bringt nichts voran, löst aber "Memberberries"-Momente beim Lesen aus. Vielleicht ähnlich eines Ready Player Ones, bloss komplett ohne Kontext. Muss man mögen sowas.

Und dann das nächste Problem: Die Geschichten und Episoden sind kaum miteinander verbunden. Wird eine Geschichte interessant [2], wird man nach ein paar Seiten wieder an einen anderen Ort katapultiert, neuer Kontext, mehr Namedropping. Spannung kann so schwer aufgebaut werden. Und dann hat mich auch noch gestört dass Goosen die meiste Zeit aus der Ich-Perspektive erzählt, mitten im Buch aber scheinbar die Hauptfigur und Freundeskreis ändert und die Perspektive in die dritte Person wechselt... , und dann wieder zu sich zurückspringt - wieder ohne Bezug. Muss man mögen sowas.

Gegen Ende hab ich dann rausgefunden, dass genau diese Personen dann in den anderen Büchern [3] des Extended Goosiverse (tm) auftauchen. Dort sogar scheinbar sehr große Rollen spielen. Im Nachwort wird erwähnt dass einige Kapitel in einen komplett anderen Kontext erschienen sind, teilweise als Vorworte für andere Bücher oder als Spiegel Online Artikel (?). Und ... ich wünschte ich hätte diese Info früher gehabt. Vielleicht hätte ich dann zumindest etwas Charakterbindung aufbauen können.

Ich weiss nicht wie man das Buch als Frank Goosen Fan wahrnimmt - die Goodreads Bewertungen scheinen allgemein recht positiv zu sein. Aber als "Spontankauf" in der Buchhandlung hat es, bis auf ein paar sehr witzigen Momente, für mich funktioniert. Leider.


  1. Meine Jugend war folglich in den 90ern und die 90er waren offensichtlich ihren Vorgängerdekaden in jeglicher Hinsicht unterlegen, aber da ich vom Dorf komme, hingen wir wohl eh allen Trends ein paar Jahre hinterher ↩︎

  2. wie z.B. ein Campingausflug mit einer zukünftigen Ex-Freundin, an der ich wirklich laut lachen musste ↩︎

  3. Hierzu scheinen zu gehören: Liegen lernen, Kein Wunder und Förster, mein Förster. ↩︎

Vor ca. einem halben Jahr startete ich die Neuauflage dieses Blogs, Fokus weg von Webentwicklungsthemen [1] und mehr Alltagsdinge - was sich bisher nur in Buchreviews und gelegentlicher Musik manifestiert hat. Meine Wahl damals war Netlify CMS - ein Entscheidung die ich relativ schnell bereut habe. Die NCMS UI war schrecklich, der Editorial Workflow war mühsam und zeitraubend und dann wurden Daten im Firefox am Ende scheibar nie richtig angezeigt. Kurz: Das Bloggen hat damit keinen Spass gemacht.

Deswegen habe ich in den letzten Tagen etwas gebastelt und Netlify CMS am Ende komplett weggelassen. Dieser Blog benutzt jetzt Strapi als Headless CMS, gehostet auf Heroku, hat eine MongoDB Datenbank und Bilder liegen bei Cloudinary. Das ganze basiert auf diesem Blogbeitrag von Chris Wray und ich finde es großartig! Schon weil es mich nichts kostet :)

Und das Frontend ist weiterhin das gleiche - basierend auf Nuxt.js, gehostet bei Netlify. Und es ist weiterhin komplett statisch! Dank Webhooks.

Starte ich das Strapi Backend auf Heroku und veröffentliche dort einen Post, kann ich mithilfe von Webhooks direkt einen statischen Build bei Netlify triggern. Und dieser Build dauert - im Gegensatz zu Netlify CMS, wo jegliche Änderung 2-3 Builds und insgesamt 5-10 Minuten dauerte - nur noch 30-60 Sekunden.

Hier und da ruckelt es noch im Frontend, aber es funktioniert erstmal. Sorry auch an die RSS Leute, ich dürfte in den letzen 24h sehr viel Doppelposts in eure Feeds gekippt haben.

Im übrigen habe ich einige Artikel "nachgereicht", welche sich während meiner Umbauphase angesammelt haben.

Update
Ich habe Apollo/GraphQL durch Rest in Strapi ausgetauscht, leider gab es immer wieder einen Query Request der den Heroku Server aufwecken musste, was zu enormen Ladezeiten geführt hat. Ausserdem hab ich das Layout angepasst. Manche sagen es ist besser. Manche nicht. Mal gucken. Dieser Blog wird eine ewige Baustelle sein.


  1. Übrigens - die Inhalte meines alten Blog finden sich noch in meinem Git Repository. ↩︎

In Hugh Howeys dritten Teil der Silo Saga springen wir wieder zurück in die Gegenwart - also die Zukunft. Die Menschen leben immer noch in unterirdischen Silobunkern, leben einem aus der notgeborenen Gesellschaftssystem mit Geburtenlotterien und Denkverboten und in einem Silo gibt eine Revolution.

photo_2021-06-09 00.05.34.jpeg

Nachdem Wool uns die dystopische, post-apokalyptische Welt näher brachte und Shift zurück zu den Ursprüngen und eine andere Sichtweise lieferte, geht es in Teil 3 ans Eingemachte. Die Storystränge aus den vorherigen Bänden laufen zusammen und ziemlich alle Fragen sollten am Ende beantwortet sein.

Allgemein hat mir Dust besser gefallen als Wool, aber nicht so gut wie Shift. Es ist schön dass man nach zwei Büchern mal auf weiteres Worldbuilding verzichten konnte und sich mehr der eigentlichen Geschichte gewidmet hat. Lediglich der Aspekt der Religion wird in diesem Teil etwas stärker beleuchtet und generell gibt es viele Parallelen zu Bibelgeschichten - jedenfalls habe ich diese gesehen. Ansonsten in guter Abschluss der Reihe. Kein sehr guter, oder spektakulärer, aber gut. Fussnoten Spoiler: ^Vage Spoiler: Am Ende hab ich mich gefragt ob die Protagonisten wirklich die bestmögliche Entscheidung getroffen haben oder langfristig vielleicht doch mehr Menschen ihr Leben lassen als es mit dem ursprünglichen Siloplan passiert wäre]. Auch gab es ein paar Dinge die mich störten, Spoiler[1].

Jetzt hab ich doch mehr gemeckert als ich wollte - also generell würde ich die Trilogie weiterempfehlen. Gab ein paar Schwächen, aber über die konnte ich hinwegsehen. Im Endeffekt wurde ich gut unterhalten. Und wer nicht lesen will, kann auch einfach warten bis Apple dann demnächst die Bücher in Serienformat adaptiert.

Buch und Trilogie: 4/5.

Lest auch die Silo Reviews von Marcel - er hat mich auf diese Reihe aufmerksam gemacht.

*Anmerkung: In meiner Trilogie Box war noch ein weiteres 60 seitiges Buch namens "Silo Stories" [2]. Dies erweitert die Welt ausserhalb der Silos etwas und die dritte Story fügt dem eigentlichen Ende noch etwas hinzu, leider hätte ich mir im Nachhinein gewünscht dass ich es nicht gelesen hätte, da ich diesen zweiten Epilog ziemlich dumm (sprich: Nicht nachvollziehbar) fand. *


  1. Spoiler: Eine Figur stirbt, und Leute die es stören sollte, stört es scheinbar nicht wirklich. Eine Gruppe von Religiösen meutert und wird instant zu einer Gruppe Pädophilen, einfach so. Generell fand ich die Religion Sidestory schlecht ausgearbeitet und überflüssig. ↩︎

  2. Fun Fact: Keine der Stories spielt im Silo. ↩︎

Vor einiger Zeit bekam ich eine Chatnachricht mit dem ungefähren Wortlaut "Florenz, du musst unbedingt das neue Buch von Andy Weir lesen, es ist so gut!!!!1111eins" [1]. Einer solchen Aussage wollte ich nicht im Weg stehen und bestellte direkt das Hardcover [2] in der örtlichen Buchhandlung. Und nur ein paar Tage kam ich zu der Expertise dass das neue Buch von Andy Weir wirklich "sehr gut ist!!!!111eins".

Project Hail Mary - Andy Weir

Ich habe zuvor noch nie ein Buch von Andy Weir gelesen. Ich sah "The Martian" im Kino und war begeistert. Erinnere mich danach auch das Hörbuch gehört zu haben - was ich aber abgebrochen habe, weil die Geschichte wirklich fast genauso verfilmt worden zu sein schien - und ich generell nie wirklich Hörbücher zuende höre [3]. Das Nachfolgewerk Artemis habe ich komplett ignoriert - und scheinbar habe ich hier auch nicht wirklich was verpasst. Also soll Project Hail Mary [4] mein erster Weir werden.

Grundidee - und ich gehe hier wie üblich nur ganz rudimentär auf die Story ein, weil es relativ schnell einige überraschende Wendungen gibt - ein Mann wacht ohne Erinnerung auf einem Raumschiff auf, umgeben von toten Kollegen. Scheinbar beauftragt mit der Erforschung eines Phänomens beauftragt dass das Schicksal des ganzen Sonnensystems bedroht.

Project Hail Mary ist in erster Linie Hard Science Fiction d.h. es ist in erster Linie sehr technisch: Direkt auf den ersten Seiten gibt es eine schematische Zeichnung des Raumschiffes [5] und wie die eingebaute Zentrifuge funktioniert. Verfahren und Abläufe, sowie Berechnungen der Schwerkraft, etc gibt es auch. Typisches Astronautenzeug und es hört sich alles plausibel an - Weir hat hier gut recherchiert. Und dann gibt es noch Elemente die nicht so wirklich "Hard SciFi" sind, aber durchaus so in ihrer Erzählung Sinn ergeben. [6] Beides ist in einer gesunden Balance zueinander und macht viel Spass - nein - es ist ein Pageturner. Eigentlich wollte ich immer "noch ein Kapitel lesen". Und noch eins. Und noch eins. Grandios. [7].

Volle Punktzahl. Wer mit The Martian etwas anfangen konnte, wird Project Hail Mary auch lieben. Und alle anderen vermutlich auch.

Wer noch eine andere Meinung hören will: Der Niklas hat es auch gelesen, mochte es auch und geht noch etwas ins Detail - hat sogar was zu meckern. Aber spoilert schon stark.


  1. Überdramatisiert, aber es gab eine gewisse Grundeuphorie ↩︎

  2. Zu Hardcovern hab ich eine ganz eigene Meinung: Ich mag sie nicht. Sie sind unhandlich, schlecht im Rucksack zu transportieren, nehmen viel zu viel Platz im Regal weg und diese Schutzumschläge sind nur dafür da um zu nerven. Ich unterstelle sogar dass der einzige Grund für die Existenz von Hardcovern der "gerechtfertigte" Verkauf zu einem höheren Preis ist. Erfahrt mehr dazu auf meinen Buchverschwörungskanal auf Telegram!!!11 ↩︎

  3. Was vermutlich daran liegt dass mir dafür die entsprechenden Timeslots fehlen. Ich pendele nicht bzw. kaum. Und wenn ich etwas höre, dann Musik - und dass viel. Ausserdem habe mir angewöhnt zum Einschlafen keinerlei Medien mehr zu konsumieren, aber die paar mal wo ich ein Hörbuch gehört habe, hing ich Wochenlang an einer Stelle, musste wieder zurück zu einer Stelle an die ich mich erinnern konnte - nur um dann wieder an der gleichen Stelle einzuschlafen. Oder: Das Hörbuch ist so spannend, dass ich garnicht einschlafen kann. Das hilft auch keinen. ↩︎

  4. Im deutschen übrigens Der Astronaut - vermutlich eine Anspielung an Der Marsianer. Schreibt sich jedenfalls besser als Project Hail Mary ↩︎

  5. Irgendwie musste ich an Landkarten in Fantasy Büchern denken, war zumindest genauso hilfreich. Wobei die Rakete eigentlich eher an das "Haus vom Nikolaus" erinnert und nicht wirklich einer Zeichnung bedarf. ↩︎

  6. Ich würde hier so gerne noch auf einen Aspekt des Buches eingehen, aber damit bin ich schon direkt in einem Spoiler Bereich - aber einfach mal glauben. Es gibt noch "fantastische" Seiten in diesem Buch. ↩︎

  7. Vor einiger Zeit las ich "Paradox" von Philipp Peterson, ein Buch was in eine ähnliche Richtung ging, aber sich über große Strecken nur um Astronautenausbildung gedreht hat. Vermutlich gut recherchiert, aber die Story kam nicht voran. ↩︎

Ich erwähnte letztens in meinen Artikel zu tschick dass es ich immer wieder auf bestimmte Bücher bei anderen Menschen stoße. Während tschick nun ein Dauergast in den Regalen war, fällt die Antwort auf das eigentlichen Lieblingsbuch und / oder Autor auf Jonathan Safran Foer und/oder seinem Buch "Extrem laut und unglaublich nah". Was seltsam ist, denn findet sich sein Buch bereits seit langer Zeit in meinem Regal. Stark ramponiert von diversen Umzügen, und sicher bin ich mir auch dass ich es schon öfter durchgeblättert habe, denn man erinnert sich daran dass man es durchgeblättert hat [1]

Extrem Laut und Unglaublich Nah - Jonathan Safran Foer

Jetzt hat sich ergeben dass ich ein Zeitfenster bis zur Lieferung den nächsten Buches im Buchladen an der Ecke abwarten musste und dieses Buch war da. Einfach so. Mal wieder - also ging ich es an. Was ist es, dass sich soviele Leute an diesem Buch so erfreuen? Was hat es mit den Dingen auf sich die man beim Durchblättern sieht? Und viele weitere Fragen die eigentlich alle nicht wichtig sind.

Am Ende des Buches hat man eine handwerklich interessantes Geschichte erlebt. Zum einen ist es nicht "eine Geschichte" sondern zwei Handlungsstränge, die sich um mehrere kleine Handungsstränge wickeln. Es ist ein bisschen Roadmovie... Roadbuch? Also es gibt eine Reise und wir lernen interessante Leute kennen. Und dann ist es noch ein Buch über Trauma, Verlust und Ängste. Und dann fand ich es einfach durchschnittlich und seltsam gleichzeitig.

Handwerklich schön konstruiert, zieht es alle Register um Rätsel und Erwartungen aufzubauen und dann auf andere Art aufzulösen. Aber gleichzeitig kann eine Erzählung anders sein, aber trotzdem nicht hervorragend. Zum einen - der Protagonist, Oskar. Ein Junge, im Buch dargestellt als wissbegieriger Schlauberger, der sich so verhält wie sich kein Kind verhält. Nun kann man das auf ein Trauma schieben. Oder eine Art neurologische Störung wie Asberger Autismus, die dem Kind diverse Leute auf Goodreads andichten. Ob nun Trauma oder Asberger, ich konnte das Verhalten, Machen und Tun einfach nicht nachvollziehen.

Und dann: Die Menschen auf die Oskar im Laufe seiner Reise trifft. Solche Menschen existieren nicht. Fast jede Person auf die er trifft scheint neurotischer zu sein als jeder Hauptcharakter in Seinfeld. Ich bin mir sicher dass der Autor hier bestimmte Eigenarten und Dinge erzählen wollte, oder vielleicht sogar die Darstellung nur durch die Augen des Jungen so neurotisch verschoben war - aber dennoch - ich kann mir nicht vorstellen dass es diese Menschen so geben kann. [2] [3] [4] [5] [6]

Also: 5/5 für Struktur, 2/5 für den Rest [7]


  1. Aber dafür erinnere ich mich nicht daran wo dieses Buch herkommt und ob ich es schonmal gelesen habe. Wenn ja, war es ca. 2005, und beim Lesen selber war ich mir auch unsicher. Falls ich es gelesen habe, heist dass das ich jedes Buch was ich heute les, ruhig in ca 16 Jahren nochmal lesen kann. Freu mich schon darauf Trisolaris neu zu entdecken oder einen Mann namens Ove neu kennen zu lernen. Wie dem auch sei... wo war ich... achja. Das Buch... ↩︎

  2. Was vielleicht nicht stimmt, an anderer Stelle auf dieser Seite erwähnte ich bereits, dass ich Roadmovies/Bücher mag. Eine Eigenart dieser Filme sind genau diese Charaktere. Leicht verschroben, auf ihre Art aber liebenswürdig und dennoch nachvollziehbar. Die Figuren in diesem Buch verhalten sich alle eher wie Figuren aus einen Jim Jarmusch Film. ↩︎

  3. Und jetzt wirds konfus - ich mag auch Jim Jarmusch Filme. Was mich dazu bringt, dass ich hier mit zweierlei Maß messe. Einerseits kann ich eine gewissen Qualität nicht abstreiten, andererseits bemängele ich Dinge die ich bei anderen Autoren und Medien vermutlich sehr gut gefunden hätte. Ich bin mir also nicht sicher was mich stört, aber eine gewissen Ambivalenz ist dem hier nicht abzusprechen. Vielleicht ist es die Übersetzung. Ganz ganz vielleicht... ↩︎

  4. ...ist es aber auch die Erwartung, dass dieses Buch toll sein muss. Wie ich initial schrieb, es wird von vielen Leuten geliebt, von Menschen die ich auch mag und . Vielleicht weiss ich dass es die Erwartungen nicht erfüllen kann, da ich diese Geschichte nicht voreingenommen genießen konnte. ↩︎

  5. Eins davon wird wohl stimmen. ↩︎

  6. Ich hätte auch einfach sagen können dass meine Meinung super subjektiv ist. Aber ich muss ja hier in den Fussnoten rumschwafeln. ↩︎

  7. Damit müssen wir jetzt leben. ↩︎

18.05.2021

LiedGut II

blocks-T3mKJXfdims-unsplash.jpg

Käptn Peng & die Tentakel von Delphi - Sockosophie

Als ich den Käptn entdeckt habe lief die ganze Diskographie erstmal bei mir hoch und runter. Würde ich es zusammenfassen müssen: Indie HipHop Funk mit starken Storytelling. Sockosophie hat sich da ganz schnell als Liebling rausgestellt, aber generell kann man eigentlich jeden Song von denen hören.

Genre:
Auf Spotify Auf YouTube Alle Plattformen

Magnolia Electric Co. - Almost was good enough (Live)

Die Liveversion dieses Songs ist noch um einiges besser als das ohnehin gute Original der Band (die damals noch Songs: Ohia hieß und es dann auf dem Album Magnolia Electric Co released wurde, dessen Namen dann später einfach der neue Bandname wurde, weil .... es ist kompliziert. Diese Version kommt jedenfalls vom Trials & Errors Album und ist großartig! Jason Molina hat immer eine gewisse Traurigkeit und Melancholie in seiner Stimme, weswegen seine Songs schwer zu vergessen sind.

Genre:
Auf Spotify Auf YouTube Alle Plattformen

OK Kid - Es ist wieder Februar

Nochmal der Käptn, dieses mal ohne die Tentakel, sondern direkt mit Bruder. Tolle Geschichte, zuhören lohnt sich. Und unbedingt auch das Original Video auf YouTube schauen. Weil: "Fuchs sein fetzt doch!" ☝️🤓

Genre:
Auf Spotify Auf YouTube Alle Plattformen

The Divine Comedy - Our Mutual Friend

The Divine Comedy sehe ich irgendwie wie ein Mischung aus David Bowie und Neil Diamond. Bisher konnte ich nur mit Bad Ambassador etwas anfangen, aber Our Mutual Friend macht es einen schwer den Track NICHT zu mögen. Orchestraler Background, eine Melodie die nur ins Ohr geht und dazu diese schöne, sehr interpretierbare, beidseitig nachvollziehbare Story.

Genre:
Auf Spotify Auf YouTube Alle Plattformen

Isolation Berlin - Alles Grau

Irgendwie Element of Crime x Rio Reiser. Aus irgendeinem Grund geht es in fast jedem derer Songs um Drogen, aber dieser Track geht zumindest dabei ins Ohr.

Genre:
Auf Spotify Auf YouTube Alle Plattformen

Buntspecht - Unter den Masken

Diese Stimmen, dieser Refrain, diese Atmosphäre die dieser Song transportiert. Vermutlich mein Highlight auf dieser Liste!

Genre:
Auf Spotify Auf YouTube

Alle Songs finden sich auch in meiner Spotify Playlist.

Das Buch erzählt die Geschichte aus der Perspektive der fast achtjährigen Elsa, die von ihrer chaotischen Oma - welche zeitgleich auch Superheldin, Märchenerzählerin und Elsas beste Freundin ist - auf eine Schatzjagd quer durch das Mehrparteienhaus geschickt wird. Dabei trifft sie auf echte und falsche Monster, neue Freunde, ordnungsliebende Nachbarn und andere Geheimnisse.

Oma lässt grüßen und sagt es tut ihr leid - Fredrik Backman

Als ich Oma lässt grüßen und sagt es tut ihr leid anfing, war ich mir bewusst dass dieses Buch kein leichtes Erbe antreten wird. Backman's Debut Ein Mann namens Ove war noch sehr frisch in meinem Gedächtnis und auf kurz oder lang wird es sich damit messen müssen. Und trotz der sehr hohen Messlatte wurde ich nicht enttäuscht.

Die Geschichte ist spannend. Liest sich der Klappentext wie ein Feelgood Buch für Kinder, stehen im Kontrast zu einer parallel aufgebauten Märchenwelt, harte Geschichten aus unserer Zeit und Wendungen die ich in keiner Weise habe kommen sehen. Achterbahnfahrt.

Wenn ich meckern müsste, fallen mir zwei Dinge ein: 1. Elsa ist ein Siebenjähriges Mädchen, verhält sich aber in keiner Weise wie eins, wirkt in der Erzählung eher wie eine naive Erwachsene.
Und 2. Und dass hat mich etwas sauer gemacht: Elsa trifft am Anfang auf einen Hund und füttert den Hund mit Schokolade. NIEMALS EINEN HUND SCHOKOLADE GEBEN. NIEMALS! Ich weiss nicht was Backman damit sagen wollte, vielleicht ist es eine Metapher die ich nicht verstanden habe, vielleicht kennt sich der Autor einfach nicht mit Hunden aus, aber das fand ich SEHR fahrlässig.

Abgesehen davon: Es war großartig und Backman wird gerade zu meinen Lieblingsautor. Der spirituelle Nachfolger Britt-Marie war hier steht bereits im Regal.