flore.nz

Ein Untertitel, der mich treffend beschreibt. Unbedingt vor Livegang austauschen

The Stone Sky - N. K. Jemisin - The Broken Earth #3

Wie angekündigt, hab ich direkt mit dem dritten und letzten Teil weitergemacht und in Rekordzeit beendet. Nachdem ich beim zweiten Band noch an der Genre Bezeichnung gezweifelt habe, ist Stone Sky definitiv das was alle sagen - ein Science Fantasy Roman. Und er war richtig richtig gut.

Rückblickend sind die Broken Earth Bücher eine sehr deprimierende Buchreihe. Die Themen umfassen Diskriminierung, Vorurteile, Rassismus, Ausbeutung, (Kindes) Misshandlung, Verlust und Schuld. Das ganze verpackt in einen sehr düsteren und hoffnungslosen Fantasy Setting am Ende der Welt. Und teilweise geschrieben in der zweiten Person.

Schlussendlich habe ich mir auch noch mal den Prolog aus dem ersten Band durchgelesen und es ist erstaunlich wieviel Sinn er auf einmal macht, kennt man den Kontext und Wörter die einem dort entgegen geschmissen wurden. Und mich am Anfang sehr verwirrt haben [1].

Am Ende bleibt zu sagen: Das Buch ist ein gelungener Abschluss einer gelungenen Fantasy Reihe. Empfehlen würde ich die Reihe jeder Person der den Themen Endzeit, Aspekte von Fantasy und Science Fiction was abgewinnen kann [2]. Und ich verstehe schon warum das Cover mit Auszeichnungen zugepflastert wurde. Das Buch hat vermutlich jede davon verdient.


  1. Tipp - einfach so akzeptieren ↩︎

  2. Und auch einige Triggerthemen zu verarbeiten im Stande ist, siehe Aufzählung zwei Absätze weiter oben ↩︎

18.01.2022

LiedGut VII

Wand im Kunsttunnel, Bremen. Hat nichts mit dem Beitrag zu tun. Es ist nichtmal ein Symbolbild.

Ich hab schon lange keinen normalen Liedgut - Beitrag, sprich ohne bestimmtes Thema, gemacht. Und ja, ich finde den Kategorietitel inzwischen auch etwas cringe und überhaupt nicht mehr so clever wie ich initial dachte. Aber mir fällt gerade auch nichts besseres ein. Shrug-Emoji

Also hier mal die Tracks die mehr oder weniger meine Dauerrotation seit September sind. Unsortiert und ohne gemeinsame Thematik.

Weiterlesen
The Obelisk Gate - N.K. Jemisin - Broken Earth 1

Der zweite Teil der Broken Earth Reihe - einer drei Bände umfassenden Science Fantasy [1] Reihe der amerikanischen Autorin N.K. Jemisin. Den ersten Teil (The Fifth Season) habe ich vor ca. zwei Monaten gelesen, hat mir auch ganz gut gefallen. Mir ist aber damals bereits aufgefallen, dass es sehr schwierig ist, in die Welt hineinzukommen - ich sogar froh war, zufällig am Ende ein Glossar gefunden zu haben. Und die zwei Monate zwischen diesem und dem ersten Band waren scheinbar schon genug, mir wieder ein paar anfängliche Schwierigkeiten zu bescheren. Insbesondere bei Namen und Orten - was interessant ist, da die Orte und Personen in der Reihe bisher eigentlich garnicht so vielfältig sind.

Wenn man bei Goodreads einige Bewertungen liest, scheint der Konsens zu sein dass dieses Buch etwas schwächer ist als der erste Band, es insbesondere im ersten Drittel ein Tempoproblem hat. Das konnte ich allerdings nicht nachvollziehen, hab es eigentlich sogar eher anders herum erlebt. Das Buch fokussiert sich viel mehr auf die Figuren, lässt vermeintliche Antagonisten im guten Licht erscheinen und umgekehrt. Beweggründe und Motivation folgen einer Grundthematik von Verlust und Rache, was Jemisin nutzt um die Figuren immer wieder neu ihre Situation überdenken zu lassen, immer nachvollziehbar, aber immer noch so offen dass die Geschichte sich im dritten Band in noch jede Richtung bewegen kann. Dazu gibt es noch viel mehr Lore zur Weltgeschichte, z.B. dem vagen Grund wieso es die Seasons gibt.

Hat mir alles sehr gut gefallen und fühlte mich sehr gut unterhalten. Band drei wird direkt folgen, da ich gerade keine Lust mich in ein paar Monaten habe mich nochmal in diese tatsächlich komplexe Welt einlesen zu müssen. Ausserdem will ich zeitnah alle angefangenen Reihen mal beenden die ich 2021 angefangen habe [2].


  1. Hat mich etwas gestört, dass die Reihe immer als Mischung aus Science Fiction und Fantasy beschrieben wird, der SciFi Anteil aber aus meiner sicht halt kaum existent war. Liegt u.a. daran dass ich - ohne ein Buch jemals aus diesem Bereich gelesen zu haben - direkt Erwartungen hatte. Etwa mehr Einsatz von technischen Mitteln, ein Plottwist mit ausserirdischen Leben oder ähnlich, aber genau dass ist es scheinbar nicht. Laut Wikipedia ist es viel mehr scheint es eher eine Welt zu beschreiben die unserer Erde ist, oder dieser sehr steht, aber auch fantastische Themen wie Magie und ähnliche Konzepte beinhalten. ↩︎

  2. ...schrieb er und klopfte auf einen großen Haufen Asimov Bücher aus der Foundation/Robots Reihe. ↩︎

Kurz nach dem letzten Band habe ich noch den letzten Teil der Reihe hinterhergeworfen, um die Geschichte für mich abzuhaken.

Blake Crouch - The Last Town - Wayward Pines #3. Buchcover Design war noch nie Stärke der Reihe. Oder irgendeines Buches das von Amazon Publishing veröffentlicht wurde.

Eins kann man Blake Crouch lassen, schreiben kann er. Der letzte Band geht nahtlos dort weiter wo Band 2 aufgehört hat und der Grossteil der Handlung spielt innerhalb von 1-2 Tagen, erzählt über mehrere Figuren hinweg. Und es gibt viel Action. Sehr viel Action. Die Figuren rennen von A, nach B, nach C, wieder nach A, treffen alle mal auf einander und gelegentlich gibt es eine Rückblende. Dazwischen sehr viel Gore.

Nicht clever. Aber spannend. Einmal angefangen kann man das Buch nicht mehr weglegen. Liegt vielleicht auch daran dass die Kapitel sehr kurz sind und der "One More Chapter" Effekt greift.

Für mich persönlich erfreulich - das Ende ist anders (und besser) als dass der TV Show. Aus irgendeinen Grund dachten die Produzenten wohl, dass es eine kluge Idee wäre eine zweite Season mit eigener Story hinterherzuwerfen. Spoiler: Es war keine gute Idee. Das Ende im Buch ist um einiges logischer und besser als dass der Amazon Serie.

Große Überraschungen gab es leider aber trotzdem keine mehr - hat jetzt aber meine Meinung der Reihe gegenüber auch nicht groß geändert. Solide, spannend, unkomplex - und eine ziemlich gute Grundidee. Leider mit Löchern in der Logik die man akzeptieren muss.

Blake Crouch - Wayward - Wayward Pines #2 - Frontcover

Der zweite Band der Wayward Pines Trilogie - eine Buchreihe die ich mir durch eine TV Serie vor einigen Jahre leider selbst gespoilert habe. Das Grundproblem des ersten Bands - Pines - war dass es auf eine große Enthüllung hingearbeitet hat - das Buch aber leider stark an Spannung verliert, wenn man diese bereits kennt.

Band 2 - Wayward - hat dieses Problem nicht und ist eine direkte Fortsetzung des ersten Bandes. Und zeitgleich ein ganz bisschen Kriminalgeschichte, die direkt in den übergreifenden Handlungsbogen hineinspielt. Also alles andere als eigenständig.

Das Buch ist schnell gelesen und es gab eigentlich keine langweiligen oder überflüssigen Stellen. Ich hab noch das Problem, dass ich einige Dinge aus der Serie wiedererkannt habe, aber grundsätzlich gab es einige Elemente die ich so nicht mehr in Erinnerung hatte - wobei ich einen kleinen Twist am Ende doch bereits früh habe kommen sehen. Und einer meiner Kritikpunkte an Band 1 [1] wurde scheinbar auch vom Autor aufgegriffen und etwas entschärft.

Dennoch - irgendwie fehlte mir noch was. Das Buch war schnell gelesen, Spannungsbogen war da, aber es gibt so typische Mittelteilprobleme. Die Geschichte war in Ordnung, aber man merkte dass Crouch sich hier etwas zurückhalten musste, damit noch genug für Band 3 übrig ist. Richtige Wagnisse und WTF Momente gibt es nicht.

Und auch wenn eine bestimmte, wichtige Person hier viel mehr Zeit und für Charakterzeichnung bekommt, ist dieser noch etwas eindimensional und bietet recht wenig Erklärungen für sein Handeln. Und einige Logiklöcher klafften auch, die ich so nicht akzeptieren kann.

Es zeichnet sich langsam auch ab dass die Wayward Pines - Reihe nicht ganz die Finesse und Perfektion hat, wie Blake Crouchs spätere Bücher Dark Matter und Recursion haben werden. Ist nicht schlimm, aber sollte man diese Erwartungen haben, ist es gut sich dem bewusst zu werden.

Im Endeffekt bin ich froh weitergelesen zu haben und Band 3 - The Last Town - wird wohl direkt das nächste Buch sein. Ich denke die Bücher gehören zusammen gelesen.


  1. Siehe Spoiler Notiz im ersten Artikel ↩︎

Der Blick von meiner Leseecke, im schlechten Licht.

Zuerst die Zahlen: Ich habe im Jahr 2021 insgesamt 42 Bücher gelesen - mit insgesamt 16.172 Seiten. Das kürzeste Buch hatte 172 Seiten, das längste 1072. Die durchschnittliche Buchlänge war 385 Seiten. Und da ich ein ziemlich positiver Mensch bin und erstmal nur die guten Dinge überall sehe, war meine Durchschnittsbewertung auf Goodreads 4.2 von 5.

Wäre das somit abgehakt.

Nun in Worten:

Was waren die besten Bücher in 2021?

Grundsätzlich gehört jedes Buch, also wirklich JEDES Buch, dass dieses Jahr von Fredrik Backman gelesen habe zu den besten Büchern die ich dieses Jahr gelesen habe. Und Ein Mann namens Ove ist da ganz weit vorne. Backman hat es geschafft mich laut auflachen zu lassen, nur um dann zwei Absätze später meine Männlichkeit in Frage zu stellen und mir eine kleine Träne runterlief. Dieses Buch war eine emotionale Achterbahnfahrt. Ein Feel-Good Buch, ein lustiges Buch, ein trauriges Buch, kurz - eines der besten Bücher ich ich je las. Die Bücher Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid sowie Britt-Marie war hier haben diesen Effekt auch fast gehabt, aber die Geschichte um Ove ist vermutlich unschlagbar. Und gerade als ich dachte, dass Backman nur diese Art von Buch drauf hat, las ich Stadt der großen Träume und Wir gegen Euch und war überrascht wie unterschiedlich diese waren. Nüchtern und Brutal erzählen diese beiden ersten Teile einer Trilogie (Teil 3 wohl dann 2022) die Geschichte einer Eishockey Stadt und seine Einwohner.

Dann gab es noch Arbeit und Struktur von Wolfgang Herrndorf. Basierend auf den gleichnamigen Blog, hat Herrndorf hier seine Leben mit einen Hirntumor verarbeitet und lässt einen hautnah miterleben wie er sich mit der psychischen Belastung seinen Todes, der ablaufenden Uhr und dem langsamen geistigen Verfall beschäftigt - dazu seinen Schreibprozess zu Tschick und allgemeine Beobachtungen niederschreibt. Das Buch kann einen sehr mitnehmen und immer wieder stellt man sich selbst die Frage was ich in seiner Situation machen würde und ich es mir gleichzeitig nichtmal vorstellen kann, was der Autor durchgemacht hat.

Piranesi, wohlmöglich das Buch war was mich am meisten überrascht hat. Hörte immer wieder dass esziemlichj gut sein soll, aber nie so richtig Lust gehabt. Die Inhaltsbeschreibung ist sehr vage und ich hatte einfach keine Ahnung was mich erwartet. Und hätte ich gewusst dass genau dieses Unwissen dem Buch so gut tut, hätte ich es schon viel viel früher gelesen. Sprachlich und Inhaltlich großartig. Eines der wenigen Bücher die man liest und irgendwie direkt nochmal lesen möchte.

Was waren die schlechtesten Bücher?

Generell hab ich dieses Jahr wenig "schlechte" Bücher gelesen. Liegt daran dass ich generell meistens schon vorher schaue ob ein Buch etwas für mich sein kann und ich wenig "spontan" kaufe [1]. Gehe ich aber rein nach den Zahlen ist für mich Catcher in the Rye und Picknick am Wegesrand dieses Jahr ganz weit oben. Zwei Klassiker - und für mich zwei Bücher die beide leider schlecht gealtert sind, wobei zumindest ein Buch mit einer besseren Übersetzung vielleicht reparierbar wäre.

Was war die beste Buchreihe die ich 2021 gelesen habe?

Vermutlich sind es die beiden Beartown Bücher von Fredrik Backman, aber da hier noch Teil 3 fehlt, will ich diese jetzt nicht als beste Buchserie 2021 ausrufen. Ausserdem habe ich Backman heute schon genug gelobt. Deswegen...

Rein von der Konsistenz in der ich unterhalten wurde, denke ich dass The First Law von Joe Abercrombie am längsten hängen bleiben wird. Zum einen weil es ein Fantasy Buch war, wovon ich dieses Jahr nicht sehr viele gelesen habe. Zum anderen weil es schonungslos brutal in der Beschreibung von Worten, aber noch schlimmer mit Leben und Schicksalen der Figuren umging. Einige sehr explizite Beschreibungen von Gewalt habe ich immer noch im Kopf. Und einige Implikationen und Enthüllungen die es am Ende gab, auch. Das war dann der Moment wo ich das Grimdark Genre entdeckt habe.
Zwar wird man etwas holprig in das Universum geworfen, aber sobald man drin ist, ist es faszinierend. Also ja. The First Law.

Weitere lobende Erwähnungen wären:

  • Die beiden Buchreihen welche BEIDE sehr ähnlich, und dennoch komplett unterschiedlich sind. Imperial Radch, in der eine Raumschiff KI in einen menschlichen Körper steckt und die Bobiverse Bücher, in der ein Mensch als KI in einem Raumschiff steckt. Wo die Reihe von Ann Leckie ziemlich Reihe schwer, dunkeldüster und erbarmungslos ist, sind Taylors Bobiverse Bücher locker, erheiternd und mit einer sehr positiven Note versehen.
  • Die Silo Bücher von Hugh Howey. Sehr endzeitig und mit überraschenden Perspektivwechsel.
  • Asimovs Foundation Trilogie. Hier habe ich altbackende Science Fiction erwartet und bekam eine Space Opera mit einer epischen Zeitspanne.

Welches hat mich am meisten enttäuscht?

Die Murderbot Diaries. Der erste Band war damals vielversprechend. Nicht komplex in Lyrik und Schreibe, und inhaltlich hat die Welt auch nicht viel geboten. Aber die Idee einen Roman aus der Sicht eines Killerroboters zu schreiben, der dazu starke soziale Phobien entwickelt, war toll. Und habe bei einigen Momenten sehr laut lachen müssen, bei anderen wiederum stark mitfühlen. Teil 2 - Artificial Intelligence - war dann noch gut - zerrte aber im Nachhinein noch viel an den positiven Emotionen des Vorgängers. Rogue Protocol - der dritte Teil - dann mit das langweiligste was ich dieses Jahr gelesen habe. Mit den angerichteten Schaden konnte Exit Strategy dann auch nichts mehr retten. Schade.

Und wie gehts weiter?

Ich habe so ein bisschen ein Problem mit dem Konzept der Reading Challenge. Die Einheit Buch ist etwas zu abstrakt als dass man sich gut an ihr messen kann. Bücher können 100 Seiten oder mehr als 1000 Seiten lang sein. Tatsächlich habe ich z.B. Der Anschlag lange vor mich hergeschoben, weil es ja irgendwie meiner "Reading Challenge" schaden könne. Und hier im Regal steht immer noch Brandon Sandersons The Way of Kings - ein mit 1200 eng beschriebener Klopper, den ich nur deswegen nicht angefangen habe, weil es trotzdem nur als ein Buch gilt. Klingt dumm? Ist es auch. Ich setze mir das Ziel selber, ich messe mich selber, alles andere ist eigentlich egal und generell sollte man das Konzept das Tracking nur als Nice-To-Have ansehen, nicht als wichtigen Faktor in der Leseentscheidung. Naja, sollte. Unterbewusst trifft man trotzdem die Entscheidung.

Bücher sollen Spass machen und unterhalten. Nicht wie eine Liste wirken die man abarbeitet.

Deswegen werde ich mich in 2022 eher an der Seitenanzahl als an einer abstrakten Bücherzahl orientieren. 2020 waren es ca. 10000 Seiten, dieses Jahr waren es 16000. Diese Zahl halte ich für überdurchschnittlich hoch, vielleicht sogar pandemiebedingt. Realistisch halte ich eine Zahl von 12.000.

Mein Buchziel für 2022 ist also: 0


  1. Der einzige wirkliche Spontankauf dieses Jahr war Sweet Dreams. Buch hat mir auch nicht gefallen, würde es aber auch nicht als schlecht beschreiben. ↩︎

Ein Mord ist geschehen. Aufgrund von politischen und geographischen Besonderheiten des Mordes, muss ein Inspektor mit einer Person zusammenarbeiten, die in vielen Punkten alles vertritt, was dem Inspektor zuwider ist und eine komplett gegensätzliche Weltanschauung besitzt - muss sich aber mit diesem zusammenraufen und freundet sich mit dieser an.

Keine neue Geschichte. Vermutlich ist es sogar die Protogeschichte eines jeden Buddy-Cop Films seit - immer?

Auf dem ersten Blick ein Whodunnit / Kriminalroman, der in einem Science Fiction Welt spielt. Man merkt aber schnell, dass der Mordfall eigentlich nur oberflächlich wichtig ist.

Isaac Asimov - The Caves of Steel

Asimov nutzt den Fall als roten Faden und schickt die beiden Protagonisten durch die ganze Stadt und geht teils sehr detailliert auf die gesellschaftlichen Strukturen und Geschichte dieser Zukunft ein. Wie die Welt aufgebaut ist, die Verteilung der Nahrung als auch eine Art Kastenwesen mit verschiedenen Privilegien. Dazu kann man auch Kritik an politischen Themen wie Kommunismus und Kapitalismus rauslesen [1], sowie dem ewigen Tauziehen zwischen Konservativ und Progressiv.

"I tell you I know the type of people that become Medievalists. They're soft, dreamy people who find life too hard for them here and get lost in an ideal world of the past that never really existed." - S. 179

Dabei ist Asimov aber an keiner Stelle moralisch oder wertend, eher distanziert, neutral und beschreibend.

"Remember, you once said, Lije, that people sometimes mistake their own shortcomings for those of society and want to fix the Cities because they don't know how to fix themselves." - S. 188

Isaac Asimov - The Caves of Stee

Wie initial beschrieben, der roten Faden, der Mordfall, ist nicht wirklich sehr eindrucksvoll und lockt im Jahr 2021 keinen mehr hinter dem Ofen hervor. Das Kernthema eines jeden Kriminalromans - die Auflösung (inkl. Täter, Motiv und ggf Tathergang) - waren mir eigentlich nach dem 1/4 klar und hat mich am Ende auch nicht wirklich überrascht. Als Krimi funktioniert "The Caves of Steele" für mich nicht.

Am Ende war ich aber trotzdem nicht enttäuscht, da der Weg dahin spannend beschrieben war und ich am Ende ein deutliches Bild von der Welt der Stahlhöhlen hatte. Die Angst die ich immer bei solchen Klassikern habe, ist dass die Schreibe und Pacing einfach nicht mehr funktioniert, heute vielleicht etwas staubig wirkt. Kann da aber für dieses Buch eine Entwarnung geben. Die knapp 250 Seiten haben sich fast von selbst gelesen und irgendwie ging immer noch ein Kapitel hinterher.

Mittelmäßiger Krimi, dafür tolles Worldbuilding [2].


  1. Und vielleicht auch Rassismus, wobei ich dazu jetzt zumindest für dieses Buch keine Quellen gefunden habe, ich denke aber dass man den Hass und die Vorurteile gegenüber den Robotern ggf. vergleichen kann. ↩︎

  2. Ausserdem ist es der Beginn der Robots Reihe, die irgendwann irgendwie in die Foundation Reihe übergeht. Darauf bin ich auch gespannt. ↩︎

Piranesi - Susanna Clarke

Wenn ich etwas nicht mag dann sind es Traum- und Drogensequenzen in Serien, Filmen, Videospielen und Büchern. Allzu kreative Autor:innen meinen hier all ihr Können zeigen zu müssen, mit viele Symbolik, sowie Potential für Interpretationnen. Und ich - der gerne Struktur mag - bin immer genervt. So ging es mir auf den ersten Seiten auch mit Piranesi. Alles wirkte wirr und genau so - wie ein seltsamer Traum.

Am besten ist Piranesi wenn man das Gelesene einfach akzeptiert und auf sich wirken lässt. Ein Wollknäuel, dass sich langsam entheddert, bis am Ende ein roter Faden vor einem liegt. Immer noch mit einigen Knoten, aber die sind okay. Oder wie es das Buch es selber sagt:

I realised that the search for the Knowledge has encouraged us to think of the House as if it were a sort of riddle to be unravelled, a text to be interpreted, and that if ever we discover the Knowledge, then it will be as if the Value has been wrested from the House and all that remains will be mere scenery.

Gerne würde ich das Gelesene vergessen, nur um es nochmal erleben zu können.

Ich hol kurz etwas aus: Vor einigen Wochen schrieb ich diesen kleinen Post zu dem Thema Zeitschleifen in Videospielen, anhand zweier Beispiele die unterschiedlicher nicht hätten sein können - Deathloop und 12 Minutes. Damit war das Thema an sich für mich abgeschlossen, wenn der Google/YouTube Algorithmus nicht anderer Meinung gewesen wäre. Vor ein paar Wochen wurde mir dann dieses Video von Jacob Geller in die die Recommend Section von YouTube geworfen.

Ich schaute es an und bemerkte (stolz) dass Jacob und Ich hier teils zu den selben Schlüssen gekommen sind, wenn auch seine Worte etwas besser waren. Und am Ende ging er aber noch auf eine dritte Geschichte ein. Through the Flash, eine Kurzgeschichte die auch in einer Zeirtschleife spielt, von der er sehr begeistert schien. Das hat mich neugierig gemacht, habe natürlich nachgeschaut worum es geht ist und bin auf diese Kurzgeschichtensammlung namens Friday Black von Nana Kwame Adjei-Brenjah gestoßen.

Wenn das Buch einen anschreit dass man es lese sollte, dann mach ich es auch. Danke für den Buchtip, Buch! Friday Black - Nana Kwame Adjei-Brenyah -FrontCover

Friday Black ist eine Anthologie, und davon bin ich bekanntlich eher nicht so Fan [1], zumindest in Buchform. Wenn ich die Stories alle zusammenfassen müsste, kommt am ehesten der Vergleich mit der Serie Black Mirror, nur mit starken Fokus auf gesellschaftliche Probleme. Und vorab: Es ist teils in seinen beschriebenen Worten und Taten sehr intensiv, vielleicht nicht für jeden geeignet. An manchen Stellen wäre sogar eine Content Warning ganz sinnvoll gewesen.

Das Buch hatte einige Highlights. Wie zum Beispiel die Eröffnungsgeschichte Finkelstein 5, in der es um den Gerichtsprozess eines Mannes geht der mit einer Kettensäge fünf schwarze Jugendliche "aus Notwehr" enthauptet hat, sowie die Auswirkungen nach seinem Freispruch. In eine ähnliche Kerbe schlägt Zimmer Land, in der Menschen dafür zahlen in einer Simulation eben solche Notwehrsituationen zu erleben.

Mit den Stories In Retail, How to Sell a Jacket As Told By IceKing sowie der titelgebenen Friday Black Kurzgeschichte geht es ganz tief in den Bereich Konsumkritik, Raubtiermentalität am Arbeitsmarkt sowie einen Black Friday Verkauf der Menschenleben kostet.

Und auch hervorzuheben ist The Era - eine Nachkriegswelt in der eine Gesellschaft auf Basis von Egoismus, schonungsloser Ehrlichkeit und sehr viel Aufputschmittel besteht. Eine Welt in der fast jeder Mensch ein A********h ist.

Friday Black - Nana Kwame Adjei-Brenyah - Backcover

Und dann noch die eingangserwähnte Through the Flash Geschichte. Ich verstehe schon warum Geller diese Geschichte noch einmal als Beispiel herangezogen hat, diese Geschichte war unglaublich gut und intensiv. Sie ist eindeutig das Highlight dieses Buches und alleine deswegen schon das ganze Buch wert. Ich bin mir sicher dass ich in 10 Jahren, wenn ich an dieses Buch nochmal denken sollte, ganz sicher zuerst einige Bilder aus dieser Story einfallen werden. Wow.

Und da ist auch schon ein bisschen das Problem, ein Problem dass ich generell mit vielen Kurzgeschichten-Sammlungen habe. Wenn das Setting und Handlung gut ist, würde ich gerne mehr davon haben. Und dazu: Viele Geschichten fühlen sich nicht auserzählt an, scheinen ein ganz bisschen - wirklich nur einen Tick - zu früh zu enden. Es fehlt immer etwas.

Tatsächlich habe ich öfter gedacht dass sich dieses Buch wie eine Sammlung von Pitches anfühlt. Als würde der Autor hier Ideen testen, sehen wollen welche davon er weiter ausarbeitet. Dieses Buch hat soviele Ansätze, aus vielen davon kann man einen eigenen spannenden Roman machen.

Schlussendlich: Friday Black ist eine Sammlung mit sehr vielen guten - und einigen wenigen schlechten Ideen [2]. Und mit Through the Flash hat es dazu auch noch ein Highlight, dass jeder gelesen haben sollte.


  1. Warum kann man hier nachlesen. Grob: Ich mag es nicht mich andauernd in ein neues Setting einzulesen. Und wenn eine Geschichte gut ist, dann will ich gerne mehr davon haben. Irgendwie so. ↩︎

  2. The Hospital Where und Lark Street waren für mich solche Fälle. ↩︎